Rezension

Ein sehr ruhiger und detailgetreuer Roman über Paula Oppenheimer

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe -

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe
von Ulrike Renk

Bewertet mit 3 Sternen

Richard Dehmel oder Paula Oppenheimer waren mir vor diesem Roman kein Begriff. Dennoch interessierte ich mich für Paulas und Richards Geschichte, wollte wissen, wie sie sich kennengelernt haben und wie ihr Leben war. Deshalb war ich gespannt auf diesen Roman, der sich an der Biographie von Paula orientiert. Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.

Darum geht's in »Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe«:

»Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts. Sie nennen ihn »Merlin«, weil er alle verzaubert - der Mann, den ihr Bruder ihr als seinen Freund vorstellt. Paula Oppenheimer, die in einem offen jüdischen Haushalt gross geworden ist, verliebt sich in den jungen Dichter Richard Dehmel. Er verkehrt mit vielen Literaten und will als Künstler leben. Paula wird zu seiner Muse und zur strengen Kritikerin seiner Texte. Als sich ihre Eltern gegen ihre Verbindung stellen, kämpft Paula für ihre Liebe. Doch dann muss sie sich fragen, ob Richards wilde, unkonventionelle Art sie auf Dauer glücklich machen kann...«

Original-Klappentext

Meine Meinung:

Der Einstieg ins Buch ist gut gelungen, wir lernen schon auf den ersten Seiten Paulas Familie kennen. Der Roman ist insgesamt in einem sehr ruhigen, detaillierten, manchmal schon fast poetischem Schreibstil geschrieben. Da ich erst wenige Bücher in diesem Stil gelesen habe, musste ich mich etwas daran gewöhnen, aber insgesamt gefiel mir der Schreibstil recht gut.

Natürlich steht Paulas Geschichte im Mittelpunkt. Ich mochte ihre ruhige und überlegte Art. Als Leser*innen erfahren wir viel über ihr Innenleben und ihre Überlegungen, da diese sehr detailliert geschildert werden. Teilweise driften die Gespräche zwischen Paula und anderen Charakteren in eine philosophische Richtung ab, was ich interessant fand.

Von den anderen Figuren mochte ich insbesondere Paulas Familie und ihre beste Freundin Phine. Sie strahlten eine grosse Portion Sympathie aus, weshalb ich sie bald in mein Herz schloss. Spielen sie zu Beginn des Romans eine wichtige Rolle, verschwinden sie nach und nach aus dem Rampenlicht, das Richard völlig einnimmt. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, nur, dass Richard mir leider überhaupt nicht sympathisch war - weder beim Kennenlernen mit Paula noch später im Buch. (Aber das könnte auch eine Absicht der Autorin gewesen sein.)

Wer einen spannenden historischen Roman im Berlin des 19. Jahrhunderts erwartet, wird von diesem Buch vermutlich enttäuscht sein. Es handelt sich um eine sehr ruhige, unaufgeregte Geschichte, in der nicht viel passiert, sondern mehr mit der Atmosphäre oder den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten gearbeitet wird. Lesenswert ist dieses Buch für jene Leser*innen, die diese Art von Bücher mögen sowie mehr über historische Begebenheiten des 19. Jahrhunderts erfahren möchten und eine Faszination für Gedichte haben (die im Roman auch eine grosse Rolle spielen).

Fazit:

»Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe« ist ein sehr ruhiger und detailliert geschriebener Roman, der manchmal fast ein wenig ins Philosophische bzw. Poetische abdriftet. Für mich fehlte es leider ein wenig an Spannung, und ich fand es schade, dass die Nebencharaktere im Verlaufe des Buches immer mehr an Bedeutung verloren. Mir ist bewusst, dass es weitere Bände über die Familie geben wird, aber ich hätte mir dennoch etwas mehr gewünscht. Deshalb gibt es drei von fünf Sternen.