Rezension

Ein sehr solider Fall

Wer sich in Gefahr begibt - Ann Granger

Wer sich in Gefahr begibt
von Ann Granger

Bewertet mit 4 Sternen

"Wer sich in Gefahr begibt" ist der erste Band einer Reihe um Lizzie Martin und Benjamin Ross. Er ist ein Inspector und untersucht den Mord an Lizzies Vorgängerin, sie ist gerade nach London gezogen, um die Gesellschafterin einer begüterten Dame zu werden, und wird ebenfalls in die Ermittlungen verwickelt. Dazu tragen neben den Umständen auch ihre eigene Neugier und Beobachtungsgabe bei, durch die ihr Hinweise auffallen, die anderen entgehen.

Das Buch liefert eine ruhige Geschichte ohne Blutvergießen, die zwar ein wenig zu sehr von Zufallsbegegnungen getragen wird und sich eher langsam entwickelt, aber interessant ist. Granger hat verschiedene glaubwürdige Verdächtige präsentiert und es bleibt bis zuletzt offen, wer die Tat begangen hat; die Auflösung war für mich überraschend, im Rückblick jedoch offensichtlich und somit überzeugend. Dass Lizzie bei der Aufklärung des Falls involviert war, wurde ebenfalls realistisch dargestellt und es hat sich an manchen Stellen gezeigt, dass sie keine ausgebildete Ermittlerin ist, was ich mochte. Sie und Ben verfolgen unterschiedliche Strategien und haben verschiedene Mittel zur Verfügung, was sich hier recht gut ergänzt hat. 

Beide Protagonisten waren mir sehr sympathisch und ihre Interaktionen haben mir gefallen; sie haben eine Verbindung zueinander, die hoffentlich in den Folgebänden noch weiter ausgebaut werden wird. Besonders gerne mochte ich Lizzie, die für die damalige Zeit eher untypische Ansichten und ein direktes, wenig zurückhaltendes Verhalten hat. Sie war sehr erfrischend und ich fand gut, dass sie sich trotz gesellschaftlicher Erwartungen nicht scheute, offen ihre Meinung zu sagen, wenn sie dachte, es sei notwendig. Dadurch, und auch durch ihre Intelligenz, passt sie nicht wirklich in den Haushalt, in dem sie arbeitet und die Reaktionen anderer Charaktere auf sie haben viel über die jeweilige Person ausgesagt. Leider hatte ich dabei den Eindruck, dass einige der Figuren zu sehr schwarz/weiß gezeichnet wurden, obwohl das für die Handlung selbst nicht besonders schlimm war.

Das Buch bekommt von mir 4 Sterne. Es ist eine angenehme, leichte Lektüre mit einem sehr soliden Fall und kleineren Schwächen, die ich übersehen konnte, weil mich die Geschichte trotzdem gefesselt hat.