Rezension

Ein spannender 4. Fall für die Inselkommissarin

Der Mann auf der Hallig -

Der Mann auf der Hallig
von Anna Johannsen

Bewertet mit 5 Sternen

Im Wattenmeer vor der Hallig Hooge wird ein Mann gefunden – Klaas Rieckert, ein Mann von der Hallig. Er ist ertrunken, aber Fesselspuren an Hand- und Fußgelenken lassen auf einen unnatürlichen Tod im Watt schließen.

Hauptkommissarin Lena Lorenzen, „die Inselkommissarin“, aufgewachsen auf der Nachbarinsel Amrum, will diesen Fall unbedingt aufklären. Vor allem, weil die DNA des Toten bei drei Todesfällen von vor vielen Jahren auftaucht, deren Mörder bis heute nicht gefunden werden konnte. Bei diesen Todesfällen hat sie als junge Kommissarin schon mit ermittelt.

 

Dies ist schon der 4. Fall für die Inselkommissarin; für mich ist es der zweite Fall bei dem ich mit Lena Johannsen und ihrem Kollegen Johann Grasmann ermitteln darf. Die Beiden sind ein eingespieltes Team und mir beide sehr sympathisch. Was ich von einigen anderen Menschen, die ich während meiner Arbeit als lesende Ermittlerin kennengelernt habe, nicht sagen kann. Es mag an dem Menschenschlag auf der Hallig liegen, die recht wortkarg und zurückgezogen sind. Außer als zahlender Tourist scheint man dort nicht sehr willkommen zu sein.

Ich liebe die Nordsee und konnte hier mal wieder einen anderen Lebensraum kennenlernen. Ich habe viel über die Hallig und über das Leben auf diesem kleinen Eiland mit seinen Warften gelernt. Ein paar Tage Urlaub ja, aber immer dort leben, kann ich mir nicht vorstellen. Da bewundere ich die Menschen, die z.B. der Liebe wegen dort hin ziehen wie die Lebensgefährtin des Toten – und bleiben.

Anna Johannsen hat mich auch diesmal mit ihrem so eingängigen und detailgenauen Erzählstil sofort in die Geschichte hinein gezogen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl mich auf der Hallig auszukennen. In Husum und in Flensburg habe ich schon einmal Urlaub gemacht und mich dort wieder wohl gefühlt. Fast meine ich das Salz der Nordsee auf den Lippen schmecken und die brechenden Wellen hören zu können. Wenn ich die Beschreibungen so lese, bekomme ich gleich wieder Fernweh in den Norden der Republik.

Der Kriminalfall an sich entpuppt sich nach und nach als sehr vielschichtig und verzwickt. Es gibt sehr viele Menschen, die verhört werden müssen, viele Spuren, die ins Nichts laufen. Aber dank der akribischen Arbeit von Lena wird auch dieser Fall schlüssig und nachvollziehbar aufgearbeitet und aufgeklärt.

Gut gefällt mir, dass ich auch diesmal wieder etwas Privatleben von Lena mitbekomme. Sie ist endlich vollkommen bei ihrem Freund Erck angekommen und gemeinsam richten gerade ihre erste Wohnung ein.

Auch wenn es schon drei Fälle von der Inselkommissarin gegeben hat, kann man auch diesen sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen. Alle Fälle sind in sich abgeschlossen.

Auch dieser Krimi hat mir wieder sehr gut gefallen. Ich konnte aus den Ermittlungen meine eigenen Schlüsse ziehen, was mich allerdings nicht weiter gebracht hat. Anna Johannsen hat mich wieder ein paarmal auf falsche Fährten gesetzt, ich bin drauf reingefallen, und auch die Wendungen, die die Geschichte hier und da macht, haben mich überrascht. Ohne viel Blutvergießen erzeugt sie eine gleichbleibende Spannung, die sich bis zum Schluss hält. Die detailgenauen Beschreibungen lassen viele Bilder in meinem Kopf entstehen.

Eine spannende Geschichte mit viel lokalem Kolorit, mit Menschen mit den verschiedensten Charakterzügen und mit einer Ermittlerin, die mir noch mehr ans Herz gewachsen ist.