Rezension

Ein spannender Roman - nicht nur für Barcelona-Fans

Der andere Ich - Jürgen Vogel

Der andere Ich
von Jürgen Vogel

Ihr ward gerade in Barcelona und möchtet die Eindrücke noch einmal Revue passieren lassen? Dann müsst ihr unbedingt zum Debütroman von Jürgen Vogel greifen.
Hauptprotagonist David Adolphy reist beruflich nach Barcelona, um dort mit einem Freund an einem Projekt zu arbeiten. Dort begegnet er bei einem Bummel durch die Stadt Silvia, deren Mann Philippe ein Jahr zuvor verstorben ist. David und Philippe gleichen sich wie ein Ei dem anderen und das nicht nur äußerlich. David, begeistert von der Vorstellung, eines anderen Ichs, ist bereit sich auf eine Reise in die Welte eines anderen zu begeben. 
  
Silvia sowie auch ihre Kinder begeben sich hingegen durch die Annäherung zu David, in ein Wechselbad von Gefühlen. Insbesondere Silvia ist es, die den Kontakt zu David ausbauen will und sich ihm schon bald nicht mehr entziehen kann.

Jürgen Vogel schafft es, durch einen nüchternen Schreibstil den Protagonisten David als menschlichen, aber bis dato eher langweiligen Typ, erscheinen zu lassen. Es scheint fast so, als sei die Begegnung mit Silvia der erste Höhepunkt in seinem Leben und so saugt er alles in sich auf, was er aus dieser Beziehung schöpfen kann.
Vor der Kulisse Barcelonas lässt Vogel den Leser durch eine bezaubernde und weltoffene Stadt schreiten, die man schöner und detaillierter nicht beschreiben kann. Wer schon einmal in Barcelona gewesen ist, wird jedes Fleckchen zu und zu schön beschrieben wissen und erkennen. Wer Barcelona hingegen noch nicht kennt, der fühlt sich beim Lesen des Romans in eine Stadt mitgenommen, die es zu bereisen gilt.
Als besonders schön empfinde ich, dass man als Leser zu keinem Zeitpunkt das Ende der Geschichte vorausahnen kann. Hier möchte ich dem Autor ein besonderes Lob aussprechen, findet man doch wenige Romane die derart aufgebaut sind. 
Für mich ist der Roman ein wahrer Lesegenuss, der wirklich um mindestens zweihundert Seiten umfangreicher hätte sein dürfen. Da jedoch bereits ein zweiter Teil mit dem Titel "Erinnerungen an Philippe" erschienen ist, komme ich dann doch noch auf meine Kosten.
Ein wirklich lesenswerter Roman, der in einer der schönsten Städte Europas spielt und die der Autor auf wundervolle Art dem Leser näher bringt.