Rezension

Hat mich gefesselt

Der andere Ich - Jürgen Vogel

Der andere Ich
von Jürgen Vogel

Spannende Geschichte um den perfekten Doppelgänger

David fliegt beruflich nach Barcelona. Gleich zu Beginn dieser Zeit, während der er bei seinem Freund und Geschäftspartner Jonas wohnt, trifft er auf einem Markt auf Silvia, die ihn erschrocken und voller Erstaunen ansieht, sichtlich um Fassung ringend. Sie zieht ihn mit sich in ein Café und erzählt ihm, dass er genauso aussieht wie ihr vor einem Jahr verstorbener Ehemann Philippe. David ist fasziniert von der Vorstellung des anderen Ichs und dessen Leben. Auch Silvia kann nicht anders, als David immer wieder um ein Treffen zu bitten, um herauszufinden, ob es eine Verbindung zwischen den beiden Männern gibt. Sie stellt ihn sogar ihren Kindern vor und nimmt ihn mit zu Freunden.

Ist es wirklich richtig, dass David in das Leben von Silvia und ihren Kindern eindringt? Birgt das nicht sogar seelische Gefahren für alle, die Philippe gekannt und geliebt haben? Aber kann man ihm seine Neugier verdenken? Wie würde es einem selbst gehen, wenn man herausfindet, einen „fremden Zwilling“ zu haben bzw. gehabt zu haben?

Mit dem Schreibstil hatte ich so meine Probleme, da ganz viel in der indirekten Rede geschrieben ist. Ich kam mir eher so vor jemand, der von außen zuschaut, statt wie jemand, der in der Geschichte mit drin ist. Zum Glück habe ich mich irgendwann daran gewöhnt. Im weiteren Verlauf kam auch mehr direkte Rede, die ich wesentlich lieber mag. Die Geschichte selbst ist flüssig und fesselnd geschrieben, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Dass so manche Wendung unerwartet kam, fand ich absolut klasse.

Das Ende ist offen und lässt dem Leser viel Spielraum. Es hat mich nicht wirklich befriedigt, weil zu viele Fragen offen bleiben. Vielleicht liegt das aber auch in der Absicht des Autors, denn es gibt bereits eine Fortsetzung (Erinnerungen an Philippe). Ich werde diese auf jeden Fall lesen, denn ich möchte wissen, wie es weitergeht.

Das Buch hat mich wirklich gefesselt, auch wenn ich anfangs aufgrund des Schreibstils Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte hinein zu finden. Dennoch kann ich den Roman guten Gewissens empfehlen. Für mich ist sie 4 von 5 Sternen wert.