Rezension

Ein sprachliches Highlight

Was vom Tage übrig blieb -

Was vom Tage übrig blieb
von Kazuo Ishiguro

Mit diesem Roman über einen Butler, welcher von 1956 aus rückblickend über sein (Arbeits-)Leben als hochrangiger Vertreter seiner Zunft im Dienste einer englischen Lordschaft berichtet, konnte mich Kazuo Ishiguro vollends von seiner Schreibkunst überzeugen. Mr. Stevens war dabei, als nach dem Ersten Weltkrieg Geschichte geschrieben wurde; immer im Dienste des "moralisch Guten"; immer mit der nötigen Würde, um als einer der besten seines Fachs zu gelten. Zumindest sieht er das so.

Auf diesen subjektiven Blickwinkel kommt es in diesem Buch an, denn es handelt sich definitiv um einen unzuverlässigen Erzähler, wie man mit fortschreitender Lektüre bemerkt. Wir erfahren hier die eloquent ausformulierten subjektiven Erinnerungen einer Person. Etwas, was man durch den geschickten Schreibstil Ishiguros gekonnt untergejubelt bekommt. Die Verklärung selbst erlebter und historischer Ereignisse ist nicht nur prototypisch für die Zeitspanne um die beiden Weltkriege herum, sondern natürlich auch brandaktuell. 

Diese unverkennbare Erzählstimme des Ich-Erzählers Mr. Stevens ist einfach nur grandios. Jedes einzelne Wort ist durchdacht und abgewogen. Mit ausschweifenden, hochtrabenden Formulierungen trifft der Autor exakt die Stimme, die sich die Lesende für einen würdevollen, englischen Butler nur vorstellen kann. An dieser Stelle ist die Übersetzung von Hermann Stiehl besonders hervorzuheben. Das Paket der mir vorliegenden Büchergildeausgabe macht dann noch die wunderschöne grafische Aufarbeitung des Romans durch Janna Klävers komplett. 

Ein rundum hochwertiger Lesegenuss, der meinerseits eine uneingeschränkte Leseempfehlung zugesprochen bekommt. Wirklich ein Highlight der Weltliteratur!