Rezension

Stevens

Was vom Tage übrig blieb -

Was vom Tage übrig blieb
von Kazuo Ishiguro

Bewertet mit 3 Sternen

Was vom Tage übrig blieb - Kazuo Ishiguro

"Alles was wir geben mussten " hatte mich ja mit seiner dystopisch angehauchten Story sehr begeistert. Dieses Werk ist nun ganz anders. Der Schreibstil ist auch hier wieder klasse und sehr authentisch. Nur dass mich die Überlegungen eines Butlers nicht so sehr fesseln konnten…

Erzähler ist hier der Butler Stevens, der sein ganzes Leben lang auf Darlington Hall gedient hat. Seine Aufgaben hat er stets sehr ernst genommen und auch in der Rückschau macht er sich viele Gedanken darüber, wie sich ein perfekter Butler definiert bzw über den Begriff der Würde. Während der Blütezeit seiner Karriere, zwischen den beiden Weltkriegen, verkehrten bedeutende Personen der Politik auf Darlington Hall. Aus dem Hintergrund und als quasi stummer Beobachter, konnte Stevens damals viele Eindrücke der politischen Situation sammeln und einigen später weltberühmten Politiker begegnen. 

Nun ist Stevens alt geworden. Er ist zwar noch im Dienst, macht aber einen Ausflug um eine ehemalige Hausangestellte, Miss Kenton, zu besuchen. Mehr als er die Reise zu genießen scheint, ergeht er sich in eben oben genannten Erinnerungen – und gerät dabei durchaus ins Schwafeln. Seitenlange politische Erklärungen und Beschreibungen des Arbeitsfeldes eines Butlers (nicht zu vergessen die Moral!). Ich fand es tatsächlich streckenweise sehr langweilig. Dem guten Stevens fällt zwar auf, dass er noch nie wirklich etwas gesehen hat von seiner Heimat und dass er die besten Jahre seines Lebens voll und ganz Lord Darlington gewidmet hat. Doch steckt er so tief in seiner dienstbeflissenen Steifheit, dass ihm so einiges nicht bewusst wird. Beispielsweise merkt er nicht, dass er geliebt hat und natürlich seine Chance nicht genutzt hat.

Dabei hat Ishiguro einen wirklich tollen Schreibstil, der mich doch immer mal wieder gepackt und ein Stück weit mitgenommen hat. Meiner Meinung nach ist die Sprache hier zu authentisch. Der verstockte, steife, humorlose Butler Stevens war mir für einen ganzen Roman zu viel.

3 Sterne