Rezension

Ein ständiges Auf und Ab

Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe - Kami Garcia, Margaret Stohl

Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
von Kami Garcia Margaret Stohl

*Worum geht's?*
Ethan Wate hat nur einen Wunsch: So schnell wie möglich aus seiner Heimatstadt Gatlin abzuhauen, einem kleinen Dorf, in dem nur stereotype Persönlichkeiten leben. Ethan will raus aus dieser engstirnigen und langweiligen Gemeinschaft! Zumindest an der Langweile ändert sich etwas, als Lena, die Nichte des grusligen Macon Ravenwood, in die Stadt zieht. Sie entspricht nicht den Vorstellungen der Bürger Gatlins und zieht somit viel Ärger und Probleme auf sich, doch Ethan ist von Anfang an fasziniert. Lena ist anders; anders als alle anderen, die Ethan kennt! Gegen den Willen all seiner Freunde, trifft sich Ethan mit Lena und entwickelt starke Gefühle für sie. Damit macht er sich selbst nicht nur zum Außenseiter, sondern begibt sich in eine magische Welt, die er sich nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Denn Lena ist eine Caster. In nicht einmal einem halben Jahr wird sie ihren sechzehnten Geburtstag erleben, an dem sich ihr Leben grundsätzlich entscheiden wird. Dunkel oder Licht - Welcher Seite gehört sie an?

*Kaufgrund:*
Ich wurde erst durch die Fortsetzung, "Seventeen Moons", auf diese Reihe aufmerksam. Da ich nicht mittendrin in die Buchserie einsteigen wollte, musste also erst einmal "Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe" heran.

*Meine Meinung:*
Gatlin, der Ort der Handlung, ist ein langweiliges Kaff irgendwo in South Carolina. Ethan kann sich keine ödere Stadt auf der Welt vorstellen; es gibt kein McDonalds und selbst das Kino zeigt erst dann Filme, wenn sie bereits auf DVD erschienen sind. Mit solch einer Beschreibung beginnt "Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe". Leider ist nicht nur die Stadt Gatlin trist, sondern auch der Anfang des Romans. Die Handlung kommt nur sehr langsam in Fahrt und erst als Lena in die Stadt kommt, wird es überhaupt erst interessant. Einerseits ist es sicherlich ein Pluspunkt, dass der Anfang so langatmig ist, denn auf diese Weise kann man ganz genau nachempfinden, wie Ethan sich fühlen muss. Andererseits sind die ersten Kapitel quasi die Visitenkarte des Romans und diese hier machte auf mich keinen einladenden Eindruck...

'bis Lena in die Stadt kam. Mit ihr kam die Magie, das Geheimnisvolle, das Abenteuer. Nach dem schwierigen Start war ich schnell vom Geschehen gefangen genommen. Was steckt hinter Lena? Wie ist sie wirklich, wenn sie sich nicht von einem Haufen oberflächlicher Teenager unterdrücken lassen muss? Wie funktioniert die Welt, in der sie lebt? Fragen über Fragen, die mein Interesse weckten und mich schnell in einen Lesefluss brachten. Leider wurde dieser nur allzu oft von langatmigen Szenen unterbrochen, wie etwa die ständigen Bürgerkriegsbeschreibungen aus der Vergangenheit Gatlins. Im Großen und Ganzen war die Geschichte ein ständiges Auf und Ab; während mich die magischen Szenen mit Lena immer wieder begeistern konnten, fand ich die restlichen Kapitel "ohne Magie" so eintönig und monoton, dass ich sie gerne übersprungen hätte.

Je weiter die Handlung, desto spannender und aufregender wird es. Dabei hat sich das Autorenduo gar nicht viel Neues einfallen lassen. Sie haben quasi altbekannte Themen aus dem Romantic-Fantasy-Bereich recycelt und mit neuen Namen versehen; schwupps, schon war die Welt der Caster entstanden. Es war die Umsetzung, die mir so gut gefallen hat. Garcia und Stohl haben die reale Welt mit der Magie so eng verknüpft, dass man selbst keine klare Grenze mehr ziehen kann.

Vom Ende war ich leider mehr als enttäuscht. Trotz Dramatik, einem aktionsreichen Showdown und neuen Erkenntnissen war es mir zu schlicht, zu einfach, zu undurchdacht. Während des gesamten Romans wird man auf ein schicksalhaftes Ereignis zum Schluss hingewiesen - und dann kommt es doch ganz anders, als man denkt. Es wirkt fast so, als würde sich das Autorenduo diese dramatische Wendung noch "warmhalten" wollen, falls ihnen für die Folgebände nichts anderes mehr einfällt.

Die Geschichte wird aus der Sicht des Protagonisten Ethan erzählt. Garcia und Stohl haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um aus Ethan einen sympathischen jungen Mann zu machen; er ist alles andere als oberflächlich, liebt selbst die kleinsten bedeutsamen Dinge auf der Welt und - ganz wichtig, denn hiermit wird er die weiblichen Leser sehr beeindrucken - er liest für sein Leben gern. Dass er Lena von Anfang an beschützt, sich für sie einsetzt und selbstlos seinen beliebten Status bei den Mitschülern für sie aufgibt, macht ihn fast zu dem Märchenprinzen auf dem weißen Roß, bei dem viele Mädchenherzen zu schlagen beginnen. Ich zweifel nicht daran, dass Ethan also viele Leserinnen für sich gewinnen kann. Keine Frage, er ist ein netter Kerl und es fällt ausgesprochen leicht, sich in ihn und somit in die gesamte Geschichte hineinzuversetzen. Nichtsdestotrotz konnte er mich nicht überzeugen. Er hinterließ einen zu perfekten, makellosen Eindruck; ein paar charakteristische Ecken und Kanten hätten ihm gut gestanden!

Lena, die weibliche Hauptfigur des Romans, gefiel mir hingegen um einiges besser. Hinter der stillen Außenseiterin steckt eine mächtige und tiefgründige Persönlichkeit, die sich ihrer enormen Kräfte und Bedeutung selbst noch nicht bewusst ist. Mit jedem Tag, der verstreicht, kommt sie ihrem sechzehnten Geburtstag näher - dem Tag, der über den Rest ihres Lebens entscheiden wird. Auf Lena lastet ein ungemeiner Druck. Dementsprechend ist sie oft zwiegespalten, weiß nicht, was sie denken oder tun soll, wem oder was sie glauben soll. Ihr gesamter Charakter, besonders ihre emotionalen Ausbrüche, sind so authentisch, dass man am liebsten persönlich in das Buch schlüpfen und Lena beistehen würde.

Keiner der Nebencharaktere blieb mir auf besondere Weise im Gedächtnis hängen. Bei der großen Anzahl und vielen unbedeutenden Figuren kam ich während des Lesens sogar einige Mal ins Schleudern. Dabei sind die Nebencharaktere gar nicht so schlecht, wie es sich nun anhören mag. Viele von ihnen haben mir gut gefallen und mich so neugierig gemacht, dass ich gerne mehr über sie gelesen hätte. Darunter waren zum Beispiel Ethans bester Freund Link, sein Vater oder Lenas gesamte Familie. Bis auf ein paar oberflächliche Informationen blieben mir diese Personen allerdings völlig fremd. Garcia und Stohl haben sich während des gesamten Romans leider auf das Protagonistenpärchen Lena und Ethan fixiert; schade drum, denn die anderen Figuren hätten mit mehr Tiefe besonders die langatmigen Stellen des Buches ausfüllen können. Ich setze nun meine Hoffnungen voll und ganz in die Fortsetzung "Seventeen Moons - Eine unheilvolle Liebe".

Der Schreibstil ist ein großer Pluspunkt für den gesamten Roman. Für die jugendliche Zielgruppe, die "Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe" ansprechen soll, ist er perfekt: leicht, locker und flüssig. Auf Stolperfallen wie Wiederholungen stößt man nie! Das Autorenduo Kami Garcia und Margaret Stohl hat sich viel Mühe mit detaillierten Beschreibungen gegeben - und das bekommt man als Leser mehr als deutlich zu spüren, denn durch sie schleichen sich die Kapitel so bildhaft in den Kopf, dass man meinen könnte, man würde sich einen Film ansehen. Wahres Kopfkino!

*Cover:*
Es ist zwar kein gesamtes Mädchengesicht zu sehen - immerhin!-, trotzdem kann es mich nicht überzeugen. Zu klischeehaft, zu wenig neuartige Ideen sind darauf zu sehen. Nichtsdestotrotz gibt es ein Lob an die Designer, die sich die Mühe machten, einen Bezug zur Geschichte herzustellen. Rabe und Mond sind echte Blickfänger!

*Fazit:*
"Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe" ist sicherlich als lesenswertes Buch für Fans des Genres zu empfehlen, bietet im Grunde allerdings nichts Neues. Die Handlung ist ein stetiges Auf und Ab; mal muss man sich durch langatmige Szenen kämpfen, dann wird man jedoch plötzlich so gefesselt, dass man unbedingt weiterlesen muss! Für einen eher mittelmäßigen Start vergebe ich drei Sterne.