Rezension

Ein Thriller, der allerdings anders als erwartet ist und vor einige Herausforderungen stellt

Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause -

Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause
von Arne Garrit

Bewertet mit 4 Sternen

Auf „Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause “ von Arne Garrit hab ich mich sehr gefreut, es hörte sich einfach zu gut an.
Ein Thriller, der allerdings anders als erwartet ist und vor einige Herausforderungen stellt.

Der Schreibstil des Autors ist sehr einnehmend. Die Atmosphäre sehr unheilvoll und beängstigend.
Im Fokus stehen hierbei Nika und Benesch.
Nika ist eine sehr eindrucksvolle junge Frau, die nie etwas geschenkt bekam und sich durchs Leben boxt.
Rita Benesch ist Polizistin. Allerdings anders, als man sich das vorstellt. Sie ist für Fahrraddiebstähle zuständig.
Ich mochte sie ebenfalls sehr gern. Gerade weil sie nicht der Norm entsprach und einen schmerzhaften und einsamen Hintergrund hat.
Diese beiden Frauen sind so unterschiedlich, aber doch irgendwie auch gleich.
Sie erden sich gegenseitig, ohne es überhaupt zu ahnen.
Daneben sind auch die Nebencharaktere unglaublich gut gelungen, besonders Carlos und seine Familie sorgen für beständigen Halt und fühlen sich nach so viel mehr an. Jane macht es weicher und sorgt für so viel mehr Gefühl. Insgesamt sind sie authentisch und greifbar. Gerade weil hier niemand perfekt ist und sein Päckchen zu tragen hat.
Weil das Leben ihnen nichts schenkt und sie immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.
Hierbei erfährt man die Perspektiven von Nika und Benesch. Was Ihnen sehr viel Tiefe und Raum zur Entfaltung verschafft.
Und trotzdem braucht man eine ganze Weile, bis man Ihnen näherkommen kann. Weil sie es einem nicht einfach machen.

Der Einstieg war komplett anders, als ich erwartet habe. Nika war anders.
Sie ist stark, unbeugsam und kämpft sich voran. Ihr Hintergrund hat mich sehr beschäftigt, weil er voller Einsamkeit und Schmerz ist.
Gerade am Anfang war dieser Thriller unglaublich ruhig und es passierte quasi fast gar nichts, außer dass man diese beiden Frauen sehr detailliert kennenlernt. Aber trotzdem ist da diese Beklommenheit, die man nie ganz abschütteln kann.

Vergangenheit kann man nicht vergessen, sie kommt immer wieder zu dir zurück, egal wie sehr du dich dagegen auch wehrst.
Natürlich geht es hier auch um Tötungsdelikte.
Man wird sanft, fast qualvoll daran herangeführt. Es ist schockierend, aber trotzdem nicht zu greifen.
Es trägt Spuren von Wahnsinn und Besessenheit in sich.
Die Bedrohung ist real, doch aus welcher Richtung kommt sie?
Er beobachtet dich, er sieht dich, er verfolgt dich.
Ein Schatten, den du niemals los wirst.
Wie ein Phantom, dessen du niemals habhaft wirst.

Erst im letzten Drittel kommt deutlich Tempo und Nervenkitzel auf. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich.
Trauer, Schmerz und so eine grenzenlose Wut, dass man fast wahnsinnig wird.
Auf den Täter bin ich tatsächlich nie gekommen, was mich sehr überrascht hat.
Insgesamt ist es ein sehr durchwachsener und ruhiger Thriller. Weil sich der Autor sehr mit den Menschen und ihren Hintergründen auseinandersetzt. Dadurch kommt sehr wenig Thrill auf.
Am Ende hat es mich wirklich noch begeistern können, weil es so perfide, voller Finesse und Kalkül war.
Wer hier Durchhaltevermögen beweist, wird belohnt.

Fazit:
Arne Garrit hat mit „Der Gastgeber: Fühl dich wie zu Hause “ einen eher ruhigen und beklemmenden Thriller geschrieben, der sich vor allem mit den Menschen sehr intensiv beschäftigt.
Die Idee ist äußerst genial, die Umsetzung nur bedingt gelungen. Erst in der zweiten Hälfte kommt Schwung rein.
Wer allerdings Durchhaltevermögen beweist, wird belohnt werden.