Rezension

Ein tödlicher Killervirus mit unersättlichem Hunger, der es auf zwei Schwestern abgesehen hat!

Red Hands – Tödliche Berührung -

Red Hands – Tödliche Berührung
von Christopher Golden

Bewertet mit 2.5 Sternen

,,Red Hands – Tödliche Berührung" von Christopher Golden ist am 4. Januar 2022 im Cross Cult-Verlag erschienen. Hierbei handelt es sich um einen Horror-Thriller aus dem Bereich Übersinnliches und Okkultismus. Ich war von dem Klappentext sehr angetan. Der Anfang hat mir auch klasse gefallen und ich kam gut mitten ins Geschehen rein, der weitere Verlauf der Geschichte konnte mich dagegen oft nicht in den Bann ziehen. Ein Killervirus, der es auf zwei Schwestern abgesehen hat und diese zu Zombies verwandelt, hat leider nicht so ganz meinen Geschmack getroffen. Dieser gefährliche Virus, der sich bei der kleinsten Berührung zur schnell tödlichen Waffe entwickelt, war eigentlich gar nicht das große Problem. Der Plot ist recht interessant und spannend gewesen, doch mich haben zwischendurch Längen, die ich teilweise als langweilig empfunden habe, abgeschreckt. Besonders die Protagonisten Ben Walker und Maeves’ Vater Ted Sinclair, dessen starkes Alkohol- und Drogenproblem regelmäßig erwähnt werden musste. Dafür hat sich die Spannung jedes Mal einen großen Minuspunkt eingefangen. Denn anstatt sich auf Maeve Sinclair, die mit dem tödlichen Killervirus infiziert wurde, zu konzentrieren, wurden private Details einiger Figuren eingefügt, die für die Handlung nicht groß relevant waren. Auch die beste Freundin von Ted, Rue Crooker, fand ich persönlich in dieser kompletten Handlung fehl am Platz. Sie hat zwar einige Seiten gefüllt, jedoch hat ihre Anwesenheit in meinen Augen nicht großartig was Sinnvolles zum Geschehen beigetragen. Der Autor hat versucht, mir mit einigen Gedankengängen einzelner Protagonisten dessen emotionale Seiten näherzubringen, welche bei mir leider nicht so richtig angekommen sind. Auch Walkers’ Gewissensbisse gegenüber seinem Sohn hätten nicht ständig erwähnt werden müssen. Hier will zum Beispiel der stockbesoffene und körperlich schwer angeschlagene Ted seine Tochter, die allmählich zum Zombie mutiert, suchen. Dazu setzt er sich ans Steuer, in einer Hand das Lenkrad, in der anderen die gute, alte Jack Daniels-Flasche. Ob dies gereicht hat, um seine starken Schmerzen zu betäuben, obwohl er einige Stunden vorher auf der Parade vom Todesfahrer angefahren wurde und über seine Windschutzscheibe flog, konnte ich mir ebenfalls nicht vorstellen. Auf jeden Fall konnte ich deutlich spüren, dass er sich nichts sehnlicher als ein paar Pillen gewünscht hat, um seine Situation erträglicher zu gestalten. Diese ständigen Wiederholungen hätten auf 400 Seiten nicht mehrmals wiederholt werden müssen, da sie, wie gesagt, mir die Spannung geraubt haben.

Die Geschichte ist definitiv brutal und teilweise etwas eklig, denn das Verhalten von Maeve wird gut beschrieben. Je weiter sie zur tödlichen Bedrohung mutiert, desto detaillierter wurde ihr dahinsiechen dargestellt. Auch ansonsten hat der Autor durch seine detaillierten Beschreibungen klare Bilder erschaffen, sodass ich die Handlung sehr gut vor meinen Augen hatte. Nicht nur das plötzliche Attentat, sondern auch die rasante Jagd nach Maeve wurde spannend und brutal geschildert. Ihre Gefühle in sämtlichen Situationen kamen deutlich und glaubhaft rüber, ich konnte ihren inneren Kampf mit den Dämonen sehr gut nachvollziehen. Plötzlich wurde sie auf der einen Seite selbst ein Opfer, auf der anderen Seite jedoch eine Gefahr, die zur Bedrohung geworden ist. Wie schnell ihre tödlichen Berührungen killen konnten und wie rasant sich ihr Hunger ausgebreitet hat, empfand ich als spannend erzählt. Diese blutige Erzählung wird aus mehreren Perspektiven geschildert, Walker und Maeve stehen dabei im Fokus und nehmen die Rollen des (guten) Jägers und der Gejagten ein. Obwohl dies ein Horror-Thriller ist, war mir einiges zu weit hergeholt. Zum Ende hin wurde es immer unglaubwürdiger und ich kam mir vor wie in einem klassischen Zombiefilm. Das Buch enthält 29 Kapitel, die zwar nicht wie von mir bevorzugt kurz sind, dennoch trotzdem angenehm zu lesen waren. Die durchschnittliche Lesedauer eines Kapitels liegt im Durchschnitt bei einer viertel Stunde.

Maeve, die stolz auf ihren Heimatort Jericho Falls ist, wurde im Gegensatz zu den restlichen Protagonisten tief ausgearbeitet und ihren Leidensweg konnte ich während der Handlung sehr gut nachvollziehen. Ihre schleichende psychische Veränderung und äußerliche Verwandlung wurde detailliert und gut beschrieben, ihre Flucht vor den zahlreichen Jägern hat mich teilweise sehr mitfiebern lassen. Obwohl die Atmosphäre anfangs gelassen und fröhlich erscheint, ändert sich diese schlagartig. Denn die Parade zum Feiertag am 4. Juli in Jericho Falls, die wie jedes Jahr um 11 Uhr abgehalten wird, endet im schrecklichen Desaster und hinterlässt viele Tote. Wie aus dem Nichts rast ein Auto von der Kingsbury Road in die feiernde Menschenmenge und tötet so schon einige Menschen. Als der Fahrer das Fahrzeug anschließend verlässt, berührt er weitere Bewohner, die anschließend auf der Stelle qualvoll sterben. Auch Maeve wird von der tödlichen Berührung des Fahrers nicht verschont, doch im Gegensatz zu den anderen Menschen bleibt sie am Leben. Sie stellt schnell fest, dass sie diese tödliche Gabe an andere Menschen weitergeben kann und flieht vor allen Lebewesen, vor allem aber vor sich selbst. Als plötzlich eine unheimliche Stimme in ihrem Kopf auftaucht und sie von bizarren Alpträumen geplagt wird, droht ihr Verstand durchzudrehen. Sie wird körperlich immer schwächer und der einzige Weg um an neue Energie zu gelangen ist ihren immer größer werdenden Hunger zu stillen, indem sie einen Menschen berührt. Es dauert nicht lange bis ihre Schwester Rose und Walker bei Maeve sind, weshalb sie ihren Drang nach einer tödlichen Berührung immer schlimmer unterdrücken muss. Hier habe ich oft mitgefiebert, denn als ihr Hunger mit der Zeit immer größer wird, konnte ich ihre nächsten Schritte irgendwann nicht mehr einschätzen. Ihre Qualen, die sie permanent durchlebt, haben mich schockiert und mitleiden lassen. Die rasante Jagd nach Maeve wurde extrem brutal und schockierend beschrieben, keiner ihrer Jäger hat auch nur einen Funken Rücksicht auf sie oder weitere Menschen genommen.

Was es mit dieser geheimnisvollen, tödlichen Fähigkeit auf sich hat, wurde mit der Zeit erklärt. Wie sie sich bei Maeve geäußert hat, war mir am Ende dann doch etwas zu absurd. Ich mag zwar Horror und Gruselelemente, Zombies dagegen langweilen mich. Ich habe diese Wendung anfangs nicht erwartet, weshalb bei mir ab diesem Zeitpunkt der Lesespaß rapide abgenommen hat und ich froh war, als ich die letzte Seite erreicht habe. Das offene Ende fand ich ebenfalls enttäuschend, auch wurde ich nicht über den weiteren Verlauf einer weiteren Infizierten informiert. Wenn dies alles auf eine Fortsetzung hinauslaufen soll, dann werden meine offenen Fragen wohl nicht mehr beantwortet werden. Denn wie gesagt, Horrorgeschichten lese ich ganz gerne. Bei der Entstehung von Zombies dagegen bin ich aber dann raus, weil ich diese Kreaturen einfach albern und langweilig finde. Der Schreibstil des Autors dagegen ist flüssig, bildlich und angenehm zu lesen, von mir gibt es für die tödliche Berührung insgesamt trotzdem leider nur 2,5 Sterne.