Rezension

Ein tödliches Geheimnis

Die Mutter des Kommissars und das französische Mädchen - Margarete Bertschik

Die Mutter des Kommissars und das französische Mädchen
von Margarete Bertschik

Bewertet mit 5 Sternen

„...Immer noch konnte sie nicht fassen, was sie nun, nach monatelangem Suchen, erfahren hatte. Seit Jahrzehnten lastete das schreckliche Geheimnis auf dieser Familie...“

 

Obiges Zitat stammt aus dem Prolog, mit dem gekonnt Spannung aufgebaut wird.

Kriminalkommissar Thomas Morgenroth sitzt gerade mit seiner Familie beim Frühstück, das seine Mutter Hanna zubereitet hat, als ihn ein Anruf erreicht. Ein totes Mädchen wurde gefunden.

Nach dem Frühstück begibt sich Hanna auf ihre übliche Walkingrunde. Dabei kommt sie am Tatort vorbei. Sie erkennt in der Toten Yvette, ein französisches Mädchen, das bei Familie Codes als Au-Pair-Mädchen arbeitet.

Zwei Tage zuvor hatte Etienne, der Freund von Yvette, kuzerhand die Reise nach Deutschland angetreten, weil Yvette per Handy nicht zu erreichen war.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und spannenden Kriminalroman geschrieben. Das Buch lässt sich zügig lesen.

Die Personen werden gut charakterisiert. Das trifft insbesondere auf Hanna zu. Die ehemalige Gymnasiallehrerin weiß, mit den Leuten umzugehen. Sie kann logisch denken und geschickt Fragen stellen. Im Kommissariat herrscht im allgemeinen eine gute Atmosphäre. Allerdings giften sich momentan Susanne und Jan Hendrik ziemlich an.

Der Schriftstil des Buches ist angenehm lesbar. Sehr exakt werden die Örtlichkeiten beschrieben. Auch das Leben im Hause Morgenroth wird ausführlich dargestellt. Das gibt dem Geschehen eine persönliche Note. Gut ausgearbeitete Dialoge bringen die Handlung voran. Besonders gekonnt wirkt hier Hannas Fragetechnik. Sie weiß mit Klatsch und Tratsch im Ort umzugehen. Das Wechselspiel zwischen professioneller Ermittlung, Privatleben und Hannas Alleingängen dient dem Erhalt des Spannungsbogen, aber auch der Schaffung von Ruhephasen. An zwei Stellen greift die Autorin auf einen weiteren Kunstgriff zurück. In kursiver Schrift lässt den Täter zu Wort kommen. Das gibt mir als Leser eine Ahnung, wer hinter dem Mord stecken könnte, ohne zu viel zu verraten. Eines aber wird dabei klar. Hier spielen lang verdrängte Gefühle von Angst und Hass eine Rolle. Ab und an ist ein feiner Humor spürbar.

Der eigentliche Kriminalfall stellt Thomas vor ungewohnte Probleme. Alle Verdächtigen oder Bekannten von Yvette haben ein Alibi. Auch ein konkretes Motiv ist nicht in Sicht. Erst als Hanna zu Yvettes Beerdigung nach Frankreich fährt, kommt Bewegung in den Fall.

Das Cover mit dem jungen Mädchen im Gras wirkt ansprechend.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Auch wenn Thomas nicht immer von den Einmischungen seiner Mutter begeistert war, hat sie auf ihre unnachahmliche Art wesentlich zur Aufklärung beigetragen.