Rezension

Ein tödliches Ultimatum

Der Sog - ein tödliches Ultimatum
von Jan Flieger

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

>> Karl Bennewitz und seine Kollegen bereichern sich an den staatlichen Subventionen für Rationalisierungsprogramme, in der DDR ›Neuererwesen‹ genannt. Lange Zeit läuft alles gut. Doch dann lernt Bennewitz die junge Karin März kennen und will sich von seiner Frau trennen. Franziska denkt nicht daran, ihn aufzugeben – und mit ihm das angenehme Leben im Wohlstand. Sie stellt ihm ein Ultimatum: »Entweder du bleibst bei mir - oder ich lasse dich hochgehen«. In Bennewitz reift ein verzweifelter Mordplan …<<

Da ich schon etliche Jan Flieger Krimis aus dem fhl-Verlag lesen durfte, bin ich mit dem Schreibstil des Autors gut warm geworden. Gerade der Prolog, welcher auch das erste Kapitel ist, mit dem Karls Fantasie-Gespinsten, als er vom Ertrinken träumt und davon in einen Sog gezogen zu werden, macht beim Lesebeginn deutlich: Hier spannte ich der Spannungsbogen straff vom Anfang bis zum Ende, was dann auch so bleibt.

Leider habe ich von der Thematik des "Neuerwesen" keine Ahnung, bin ich aber dennoch gut in die Handlung reingekommen und mit den überschaubaren Protagonisten gut vertraut geworden.
Sie werden charakterlich und auch gefühlsmäßig sehr detailliert und gut vorstellbar beschrieben.

Neben der Rahmenhandlung, die meines Erachtens eher die Animositäten  zwischen Karl und seiner Ehefrau darstellt, empfand ich die politischen Geschehnisse eher als Nebenhandlung. Insgesamt fand ich gerade die Dialoge zwischen Franziska und Karl sehr aussagekräftig: Man merkt (und liest es auch) er belügt sie und macht auf Friede-Freude-Eierkuchen, den perfiden Plan schon im Kopf. Sie den ebenselbigen und säuselt honigsüß etwas von Urlaub, der beiden gut tun würde....Hier ist jedes zweite Wort von Lügen geprägt. Karl versucht mit Marion Schluss zu machen. Marion will Pittwein nicht verlassen, Karl kann Franziska nicht verlassen und irgendwie ist alles verzwickter als gedacht. Hier spitzt sich das Beziehungsdrama mehr und mehr zu!

Das Cover macht sehr neugierig, da es eine düstere und mystische Stimmung verbreitet: Einsame Landstraße, nebelgrauer Wald, die Bäume wirken kahl, fast als stünden sie nahe Tschernobyl ... klasse Cover, das sich auf dem Buchrücken forstsetzt.

Die insgesamt 16 Kapitel (in römischen Zahlen) plus Urteilsspruch verteilt auf knapp 170 Seiten lasen sich angenehm kurz und fesselnd Auf das "Neuerwesen" wird im Nachwort nochmals spezifisch darauf eingegangen und erklärt. Dieser Krimi las sich unterhaltsam und wie im Flug und sehr gerne vergebe ich 5 von 5 Sternen!

© esposa1969