Rezension

Ein tolles Kochbuch für leckere Gerichte mit regionalen und saisonalen Zutaten

Jahreszeitenküche -

Jahreszeitenküche
von Ben Kindler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Name Ben Kindler war mir bis vor kurzem unbekannt, was bei Freiburgern wohl ganz anders ist, denn dort besitzt der Autor eine Kochschule und auch ein Geschäft. Sein neuestes Kochbuch, das heuer im Mai erschienen ist, dreht sich um die Jahreszeitenküche. Regional und saisonal kochen ist sinnvoll, vernünftig und auch gut, denn so hat man bei den Zutaten immer eine frische Qualität, was sich auf die fertigen Speisen positiv auswirkt. Entsprechend ist Ben Kindlers Kochbuch auch nach Jahreszeiten aufgebaut. Auf den ersten Seiten erfahren wir einiges über die Basics, sowohl beim richtigen Handwerkszeug in der Küche als auch bei den Zutaten. Hier erklärt der Autor unter anderem die verschiedenen Reis-Sorten, welches Öl wofür am besten geeignet ist, und er stellt seine Lieblingsgewürze vor. Auch Basis-Rezepte für Gemüsebrühe, diverse Brote und Dressings findet man hier.

Und dann geht es auch schon los mit der kulinarischen Führung durch das ganze Jahr. Die Rezepte in den vier jahreszeitlichen Kapiteln sind alle vegetarisch, zum Teil auch vegan, wobei man natürlich auch in den meisten Fällen vegane Alternativen findet. Da ich das Buch Anfang Juli erhalten habe, waren für mich in den letzten Monaten hauptsächlich die Sommer-Rezepte interessant, und ich habe einige davon ausprobiert. Für alle Rezepte ist im Buch eine Doppelseite zur Verfügung, links die Zutaten und Zubereitung, rechts daneben ein aussagekräftiges Foto. Das Rezept "Burrata mit Pfirsich und Tomaten" hat mich gleich angelacht, und ich habe es im Lauf des Sommers schon häufiger auf den Tisch gebracht, denn wenn es so heiß ist wie in den letzten Wochen, brauchen wir abends kein warmes Gericht sondern essen lieber einen erfrischenden Salat, Antipasti, Kaltschale etc.

Das Gericht lässt sich auch für Veganer sehr gut abwandeln, indem man den Burrata durch Seidentofu ersetzt. Auch der bunte Linsensalat mit Schafskäse ist sehr wohlschmeckend, und auch hier kann man den Schafskäse durch veganen Feta ersetzen, den es mittlerweile in sehr guter Qualität zu kaufen gibt. Wenn es mal ein wenig kühler ist und man mehr Appetit hat, kann ich die cremige Polenta mit Sommergemüse und Kräuterpesto empfehlen. Auch die Pasta mit geröstetem Blumenkohl und Erbsensauce ist sehr lecker. Alle Rezepte sind von der Zutatenliste her überschaubar und leicht und schnell fertiggestellt. Die Vorbereitungs- und Zubereitungszeiten sind bei jedem Rezept angegeben, ebenso wie die Personenanzahl, für die ein Rezept ausgelegt ist.

Wenn die Temperaturen nun langsam herbstlicher werden, kommen die Gerichte aus dem nächsten Kapitel zum Einsatz. Auch hier gibt es tolle Inspirationen, beispielsweise Süßkartoffelpüree mit glasierten Birnen, Linsen-Dal mit Pak Choi oder Tagliatelle mit Pilzrahmsoße. Auch für die Süßschnäbel ist gesorgt, die können sich im Herbst an Topfenknödeln mit Balsamico-Zwetschgen oder pochierten Birnen mit Schokoladensauce erfreuen. Im kommenden Winter freue ich mich schon auf das Rosenkohl-Curry mit Maronen aus dem Ofen oder den Schwarzwurzel-Orangensalat, und im nächsten Frühling werde ich sicher die Spaghetti mit Spargel und Cherrytomaten und als Dessert das Rhabarberkompott mit Ingwerstreuseln auf den Tisch bringen.

Wie bereits erwähnt, sind alle Rezepte vegetarisch, manche auch vegan oder leicht veganisierbar. Es schließt sich aber an die Jahreszeitenküche noch ein weiteres Kapitel an, wo quasi Fleisch oder Fisch als Upgrade empfohlen werden. Hier findet man beispielsweise Saiblingsfilets aus der Pfanne, Ceviche von der Forelle oder auch ein klassisches Rumpsteak.

So wird in diesem Buch wohl jede(r) etwas Passendes finden. In diesem letzten Kapitel gibt es, neben Fleisch und Fisch, aber auch Rezepte wie vegane Bratensauce oder knusprig gebratenen Räuchertofu. Auch wenn ich die Einteilung in diesem "Upgrade-Kapitel" nicht so ganz nachvollziehen kann, so finde ich doch gerade die vegane Sauce und den knusprigen Räuchertofu sehr lecker. In den Jahreszeiten-Abschnitten gibt es jeweils noch einen Abschnitt "Exkurs", wo der Autor etwas über seine jahreszeitlichen (Einkaufs-)Gewohnheiten verrät, ergänzt durch schöne Fotos. Dem Fotografen Joss Andres möchte ich hier ein besonderes Lob aussprechen, denn seine Fotos sind alle ganz wundervoll arrangiert und lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Ich finde es sehr schön, dass man hier keine besonders exotischen Zutaten benötigt, sondern sich beim Einkauf am jahreszeitlichen Angebot orientieren kann. Das Buch ist eine Bereicherung für jede Küche.