Rezension

Ein überaus wichtiges und aufschlussreiches Buch über das wahre Leben und den Alltag in Japan nach Fukushima

Zuhause in Fukushima - Judith Brandner

Zuhause in Fukushima
von Judith Brandner

Dieses Buch hat mich gefesselt, schockiert und berührt. Ich habe viel gelernt und war oft fassungslos. Für alle, die sich auch nur ansatzweise für Fukushima interessieren, eine Pflichtlektüre!

Inhalt

Die österreichische Journalistin und Japanologin Judith Brandner stellt in diesem Buch Porträts von Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten Japans vor und zeigt, wie die Katastrophe von Fukushima ihr Leben beeinflusst bzw. beeinträchtigt hat.

Es werden sowohl Leute vorgestellt, die nahe des Unglücksortes geblieben sind, als beispielsweise auch Flüchtlinge, die nun in Kyoto, Tokyo oder Matsumato leben.

Abgerundet wird das Ganze von schönen Farbfotos, die den im Buch vorgestellten Personen ein Gesicht geben.

Meine ausführlichere Meinung

Wie lebt es sich wirklich nach dem GAU von Fukushima in Japan? Vor kurzem wurde dem Jahrestag der Katastrophe gedacht und Fukushima geriet - zumindest für kurze Zeit - auch bei uns wieder mehr in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Sonst erfährt man aber meiner Meinung erschreckend wenig über die wahren Folgen.

Darum war ich sehr dankbar, dass ich dieses Buch lesen durfte, in dem der Alltag in Japan geschildert wird und vor allen Dingen - was mich am meisten interessiert hat - wie die Menschen damit umgehen.

Oft war ich fassungslos, was da vor sich geht. Messgeräte, die einen bis zu 50% niedrigeren Wert an radioaktiver Strahlung anzeigen als tatsächlich vorhanden. Öffentliche Messgeräte, um die rundherum alles so gut wie möglich dekontaminiert wird, damit die Werte möglichst niedrig sind, aber zwei, drei Meter weiter wieder beängstigend hoch sind. Oder einfach mal gleich den Grenzwert für die Strahlung um das 20-fache erhöhen, so dass man guten Gewissens behaupten kann, dass Gebiete sicher sind, da sie unterhalb des Grenzwertes liegen. Oder he, Müllsäcke voll radioaktiven Abfall einfach in die Landschaft stellen ist auch klasse.

Dies sind nur einige wenige Beispiele. Man muss das Buch einfach selbst lesen. Der Autorin ist es gelungen, vom Arzt über die Biobäuerin bis hin zur Kindergärtnerin verschiedene Personen und ihre Lebensgeschichte vorzustellen und zu Wort kommen zu lassen. Auch wenn ich oft schockiert war, hat es mich ebenso schwer beeindruckt, wie manche an dieser Katastrophe gewachsen sind und nun unermüdlichen Einsatz für ihre Mitmenschen zeigen. Ich hoffe, dass diese Menschen mehr Gehör bekommen und nicht länger von Politik und Medien in Japan, wie eindrucksvoll gezeigt, ignoriert werden.

Fazit

Ein Buch, das mich zutiefst bewegt hat, und von dem ich sehr hoffe, dass es zumindest den ein oder anderen uneinsichtigen Atomkraftbefürworter zum Nachdenken anregt, ob Atomkraft wirklich so sauber und sicher ist.