Rezension

Ein unglaublich berührender Roman vor der Kulisse der Nordsee

Das Meer in meinem Zimmer - Jana Scheerer

Das Meer in meinem Zimmer
von Jana Scheerer

„Das Meer in meinem Zimmer“ von Jana Scheerer ist im Juli 2020 im Verlag Schöffling & Co.  erschienen. Der Roman umfasst in der gebundenen Ausgabe 256 Seiten.

 

Jolanda Jellerich macht gerade ihr Abitur und alles könnte so schön und unbeschwert sein in ihrem Leben – ist es aber nicht und dies schon über einen sehr langen Zeitraum.
In Rückblenden und aus der Ich-Perspektive berichtet Jolanda von ihrem schwierigen Vater, der psychisch erkrankt ist, Leukämie hatte und letztendlich daran verstorben ist. Zudem neigte er zur Gewalttätigkeit und war besessen von der Suche nach einem untergegangenen Schiff. Mit der schwierigen Lebenssituation ihres Mannes und letztendlich auch seinem Tod kommt Constanze, die Mutter von Jolanda, nicht klar. Sie steht hilflos und teilweise auch kopflos daneben, obwohl sie selbst Psychologin ist. Jolanda muss immer wieder Aufgaben übernehmen, die ihr sehr viel abverlangen, die ihr als Mädchen/junge Frau nicht gerecht werden und sie heillos überfordern. 
Letztendlich muss sich die Familie in der neuen Konstellation zurechtfinden und es gibt Hoffnung.

 

Jana Scheerer gelingt es in ihrem Roman den Leser durch ihren feinfühligen und fesselnden Schreibstil in den Bann zu ziehen. Ich als Leserin fühlte so ab der ersten Seite sowohl was die Höhen als auch die Tiefen von Jolanda anbelangt, mit und konnte mich gut in die Protagonistin hineinversetzen und ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Jolanda ist eine starke Protagonistin, die den Leser all ihre Gefühlsebenen durchlaufen lässt. Oft handelt es sich hier um die Hoffnungslosigkeit, aber auch um das Gefühl der Trauer, der Schwere der Verantwortung und der Ernsthaftigkeit, mit der Jolanda vielen Geschehnissen angeht. Beim Lesen ist diese Schwere oft direkt spürbar und man meint fast, davon erdrückt zu werden. Aber dies macht in meinen Augen auch den Reiz des Romans aus. Es ist sicherlich keine leichte Lektüre. 
Besonders gefallen hat mir auch das Setting des Meeres, das immer wieder auftaucht und oft als Vergleich im Leben der Familie Jellerich herangezogen wird. 

 

Fazit: Ein eindrücklicher Roman mit einer starken und modernen Protagonistin, die vom Verlust des Vaters innerhalb ihrer Familie erzählt und der Neuorientierung dieser.

Es war für mich ein berührendes Erlebnis, dieses Buch zu lesen und in die Welt von Jolanda einzutauchen.