Rezension

Ein untypischer, aber spannender Krimi (nicht nur) für Sherlock-Holmes-Fans

Tiefer Fall - Annelie Wendeberg

Tiefer Fall
von Annelie Wendeberg

Bewertet mit 4 Sternen

Ein untypischer, gleichsam spannender Krimi aus einem sehr passigen und überzeugenden „Sherlock Holmes Universum“, der insbesondere durch das intellektuelle und pyschische Kräftemessen der drei Hauptcharaktere zu faszinieren weiß.

Meine Meinung:

„Tiefer Fall“ ist nach „Teufelsgrinsen“ der zweite Krimi mit der Bakteriologin Dr. Anna Kronberg. Wie schon im ersten Band dreht sich auch diese Story um die beiden Themen „bakteriologische Krankheiten“ und „Sherlock Holmes“. Die Geschichte, die auf einem erschreckenden wie gleichfalls bestialischem Plan fußt, schließt dabei nahezu nahtlos an die Geschehnisse in „Teufelsgrinsen“ an, so dass es sich aus meiner Sicht durchaus empfiehlt, „Teufelsgrinsen“ zuerst zu lesen, obgleich „Tiefer Fall“ als eigenständiger Roman konzipiert wurde und auch so funktionieren sollte.

Eines vorab: „Tiefer Fall“ ist für mich ein eher untypischer Krimi, der beispielsweise nichts mit klassischen „whodunit“-Krimis gemein hat. Die Handlung ist über weite Strecken des Buches auf wenige Orte begrenzt, so dass ich mir diesen Roman auch sehr gut als Theaterstück vorstellen könnte. Statt der klassischen Krimi-Frage „wer ist der Mörder“ steht bei „Tiefer Fall“ vielmehr das psychische und intellektuelle Kräftemessen der drei Hauptcharaktere im eindeutigen Vordergrund. Und genau dieses „Zusammen- bzw. Gegeneinanderspiel“ ist der Autorin wirklich außerordentlich gut gelungen und macht für mich den zentralen Reiz dieses Buches aus. Es ist faszinierend zu lesen, wie sich die sehr starken Charaktere über die rd. 330 Seiten hinweg entwickeln, neue und teilweise sehr überraschende Facetten zeigen und immer wieder zwischen Faszination und Abstoßung hin- und her alternieren.

Wie schon im ersten Fall ist auch dieser Krimi im „Sherlock Holmes Universum“ angesiedelt. Eine Adaption des wohl berühmtesten Detektives der Literatur-Geschichte ist immer mit Risiken verbunden. Doch Annelie Wendeberg hat diese Adaption ganz souverän und mit einer eigenen Heldin vollzogen. Mit Dr. Anna Kronberg hat sie eine neue Partnerin für Sherlock Holmes gefunden, die sowohl analytisch als auch menschlich einen perfekt passenden Gegenpol zum Meisterdetektiv bildet. Hat Anna im ersten Teil noch den guten alten Dr. Watson zur Randfigur macht, schafft sie dies im zweiten Fall auch schon fast mit Sherlock Holmes selbst. Und warum Dr. Anna Kronberg in keinem klassischen Sherlock-Holmes-Roman auftaucht, tja, diese Erklärung liefert Annelie Wendeberg auch gleich mit…

 

FAZIT:

Ein untypischer, gleichsam spannender Krimi aus einem sehr passigen und überzeugenden „Sherlock Holmes Universum“, der insbesondere durch das intellektuelle und pyschische Kräftemessen der drei Hauptcharaktere zu faszinieren weiß.