Rezension

Ein Volltreffer! Und so viel mehr! Raffiniert erzählt, ironisch unterlegt, sarkastisch pointiert, köstlich unterhaltend! Das pure Leben ;-)!

Morden in der Menopause -

Morden in der Menopause
von Tine Dreyer

Bewertet mit 5 Sternen

Hormonell bedingte Eskalation vom Allerfeinsten und ein mordsmäßiges Lesevergnügen!

Schon beim ersten Blick auf das Cover war klar, dass ich dieses Buch lesen muss, also beginne ich meine Rezension mit einem dicken Lob für die Umschlaggestalter. So minimiert die Darstellung auch ist, so prägnant ist sie aber auch! Und den Buchtitel sowie die durch den Ventilator verteilten Blutspritzer in Lackschrift darzustellen, macht das Ganze absolut perfekt.

Ebenso einprägsam ist der Titel, denn ich habe wohl noch nie ein Buch gelesen, in dem die Veranlassung zum Mord in der Menopause der Mörderin begründet ist. Dies ist also nicht nur mein, sondern der ganzen Welt erster „menopausaler Krimi“.  

Dem Prolog und jedem Kapitel sind ein paar wissenschaftlich-medizinisch und sozial-kulturell sehr informative Zeilen zur Menopause vorangestellt, denen die Autorin stets einen leicht ironischen, manchmal sogar ansatzweise sarkastischen Unterton verpasst: so zutreffend, so trefflich, so herrlich!

Von der eigentlichen Geschichte, die sie hier erzählt, möchte ich gar nichts schreiben, denn etwas vom Inhalt zu verraten, hieße, den zukünftigen Lesern – und von denen sollte es viele geben, sowohl weibliche als auch männliche – den Spaß an der Lektüre zu rauben. Raub ist hier allerdings weniger das Thema, sondern Mord. Und weil es schon der Klappentext verrät, sage ich nicht zu viel, wenn ich erwähne, dass es nicht bei einem Tötungsdelikt bleiben wird. Da ist frau einfach machtlos. ;-) 

Was ich aber machen kann, ist, meine Begeisterung über das Gelesene zum Ausdruck zu bringen, denn selten bin ich wohl – auch dank eines angenehm leichten, flüssig lesbaren und herrlich bildhaften Schreibstils – so durch ein Buch geflogen und habe mich so köstlich kopfschüttelnd-fremdfreuend amüsiert! 

Was ich bei anderen Büchern nie mochte, liebe ich hier: die Ansprache des Lesers durch die Protagonistin! Wie? Was? Wie ist das denn gemeint? Na genauso, wie ich es schreibe: exakt in den Momenten, in denen mir gewisse Gedanken durch den Kopf gehen, werde ich als Leserin von Liv direkt angesprochen, weil sie - oder war es die Autorin? ;-) - geahnt hat, was mich genau in diesem Moment beschäftigt. Ob ich stutze oder zweifele, mich ob eigener Erfahrungen ertappt (nein, gemordet habe ich no.. nicht) fühle oder spontan schlicht und ergreifend nicht weiß, ob ich über das Gelesene lachen darf oder ob mir das Lachen im Halse stecken bleiben sollte, immer und genau in diesen Momenten erklärt Liv, wie unumgänglich, ja, schier unvermeidbar und fast unabsichtlich ihr Handeln ist und wie sehr dieses doch auch aus meiner Sicht nachvollziehbar und verständlich sein sollte. Zum Schießen! Apropos, geschossen wird nicht. ;-) 

Über diesen Gedankenaustausch zwischen Liv und mir hinaus bekomme ich immer wieder Einblicke in ihre Gedankenwelt, vielleicht weil sie meint, sich rechtfertigen zu müssen, dabei hat sie doch absolut schlagkräftige und wiederholt versehentliche Argumente. ;-) 

Hach, ich würde so gerne ein paar Details erwähnen und ein paar Textstellen zitieren, aber aus oben schon angeführtem Grunde geht das leider nicht. Lest selbst, genießt selbst…und eskaliert! ;-) 

Dieses Buch sollten besonders, aber ganz sicher nicht nur Frauen lesen. Auch für die lieben Göttergatten, Lebenspartner und pubertierende Kinder ist dieser herrliche Fokus auf die Menopause eine lohnende und nach dem Lesen womöglich hilfreiche Lektüre. Zu diesem Thema zu schweigen, ist Blech, darüber zu schreiben und davon zu lesen und das so unterhaltsam wie hier, ist Gold!