Rezension

Ein Weihnachtskrimi – spannend bis zum Schluss

Lasst uns tot und munter sein - Elke Pistor

Lasst uns tot und munter sein
von Elke Pistor

Bewertet mit 5 Sternen

Korbinian Löffelholz, 48, bisher sehr erfolgreicher Immobilienmakler sollte ein erfolgversprechendes Großprojekt an den Mann bringen. Stattdessen wird er nach Dünenbeck zwangsversetzt, einen Ort in einer trostlosen, hässlichen Einöde. Hier soll er das Exposé für die zu verkaufende, heruntergewirtschaftete Jugendstilvilla des Seniorchefs anfertigen. Zu allem Übel hat er jetzt auch noch einen Hund an der Backe, der ihn verfolgt hat und dann auch noch angefahren wurde. Kaum in seinem Schicksalsort angekommen, wird er vom Wintereinbruch überrascht, kann die Villa nicht finden und landet so bei der alten Elisabeth von Petersen, die ihm ein Dach über dem Kopf gewährt. Da der Mieter der Villa sich nicht vertreiben lassen will und ihn stattdessen hinaus wirft, bleibt ihm nur die Zuflucht bei Elisabeth. Als er am nächsten Morgen wach wird, weiß er nur noch, dass er in der einzigen „Piz e ia“ im Ort zu Abend gegessen und zu viel getrunken hat. Nun liegt er hier blutverschmiert und erfährt, dass der Leiter des Jugendtreffs, mit dem er sich Tags zuvor gestritten hatte, tot ist. Hat er ihn auf dem Gewissen?

Korbinian Löffelholz ist so unsympathisch, egoistisch und egozentrisch, kennt nur sich selbst, nimmt sich die Frauen, wie er sie gerade braucht und ist bisher ohne Freunde sehr gut durch´s Leben gekommen. Nur Hund Carreras weicht ihm nicht mehr von der Seite (er scheint den guten Kern gerochen zu haben). In Dünenbeck trifft er auf zwei Frauen, die das ganze Gegenteil von ihm sind, die ihn ohne zu urteilen oder zu fordern so annehmen wie er ist. Er hat erst mal Probleme sich daran zu gewöhnen.

Gerade Elisabeth mit ihrer herzerfrischenden Natürlichkeit, die manchmal etwas esoterisch wirkt und sich mit Glücksworten umgibt, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Genau so wie Sozialpädagogin Rike, die in der Villa gerade dabei ist, die Jugendlichen des Ortes in ein Weihnachtsmusical einzubinden. Wobei die Musikalität bei einigen schon sehr zu wünschen übrig lässt. Hier hat mich Korbinian mit seinen Gesangskünsten überrascht. Und ich habe sogar noch etwas über Stimmbildung gelernt.

Während Korbinian alles versucht um sich vom Verdacht, ein Mörder zu sein, zu befreien, lerne ich nach und nach alle Bewohner des kleinen Ortes kenne. Und nicht nur einer von denen hat ein Geheimnis im Keller versteckt. Gleichzeitig finde ich es toll zu lesen, wie sich Korbinian immer weiter von seiner selbstgeschaffenen Identität befreit und zu sich selbst findet. Seine Entwicklung kann ich sehr gut nachvollziehen und nun gefällt er mir schon sehr viel besser.

Weihnachtskrimi – darunter hatte ich mir irgendwie etwas anderes vorgestellt, war aber dann doch positiv überrascht, von dem, was hier hier bekommen habe. In 24 Kapiteln, die auch sehr gut als Adventskalender-Krimi gelesen werden können, stoße ich immer wieder auf Kleinigkeiten, die auf Weihnachten hinweisen. Und Krimi, klar, es gibt ja einen Toten und schlussendlich eine Auflösung, die ich so nicht erwartet hatte. Es gibt immer wieder neue Tatverdächtige, viele haben ein Motiv, was sich aber immer wieder zerschlägt. Korbinian hat mir manchmal schon leid getan, dass er mit seinen „Ermittlungen“ nicht weiter bzw. voran gekommen ist. Aber er hat einiges Anderes ans Tageslicht gebracht.

Elke Pistor hat mich mit ihrem Weihnachtskrimi sehr gut unterhalten, mich beim mit ermitteln gefordert und mir dabei meine Grenzen aufgezeigt. Ich habe viele verschiedene Menschen kennengelernt, habe im Schnee gesessen und gebibbert und mich immer wieder in Elisabeths Glücksworte, die am Ende des Buches noch mal aufgeführt sind, rein fallen lassen.

Ein wunderbares Buch, das weihnachtliche Stimmung mit spannendem Krimi gekonnt verbindet. Sehr zu empfehlen.