Rezension

Ein wenig ansprechender als Band I

Wiedersehen im Café am Rande der Welt - John Strelecky

Wiedersehen im Café am Rande der Welt
von John Strelecky

Bewertet mit 1 Sternen

Strelecky - jetzt reicht es!

Ich habe mir alle drei Bände im Urlaub auf einmal gekauft, wenn schon, denn schon. Mein Gedanke dabei: Wenn mir Band 1 gefällt, muss ich nicht gleich wieder loslaufen und mir die anderen besorgen.

Der Hype um diesen Autoren und seine Bücher lässt noch nicht wirklich nach, der Marketingmaschine, die Strelecky anfeuert, sei Dank, nichtsdestotrotz gibt es für Band 1 hier 14, für Band 2 erst eine Rezension, natürlich liegen ein paar Jahre zwischen den Veröffentlichungen, aber dennoch.

Band 2 hat mir ein wenig besser gefallen als Band 1, weil es dicker, romanesker ist und auch moderne Themen aufgreift wie z.B. die "Eltern-Kind-Beziehung" gerade in Zeiten, in denen Eltern sich irrigerweise immer wieder als Freunde ihrer Kinder begreifen oder ihre Kinder als "Eigentum" betrachten und deshalb entsprechend viele Erziehungsfehler begehen, die fatale Folgen haben können, insbesondere in der Pubertät/Phase der Sozialisation, die seit dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts ausschließlich digital, nicht mehr analog abläuft.

Gut finde ich entsprechend auch das Einflechten von Gesellschaftskritik, das ewige On-sein, der ständige Griff zum Phone aus purer Gewohnheit. Ohne Netzempfang, kann Jessica im Café keine Gästebewertungen abrufen, was ihr zunächst fatal erscheint, bis sie darauf hingewiesen wird, dass die Digitalität sie stresst und sie sich lieber auf ihre Intuition, ihr "eingebautes Navigationsgerät" (36) (inkonsequent, dass der Autor nicht das Wort "Kompass" verwendet, sondern auf Begrifflichkeiten aus der Digitalität zurückgreift) ,allgemeingültig fürs ganze Leben, verlassen sollte.

Das Akronym "MPS" für die Metapher "mein persönlicher Spielplatz" gefällt mir, genauso wie, dass es auch um das Thema "Hilfe annehmen" (76) und jemanden fragen, wie etwas geht (87) sowie die "Aufschieberitis" von Träumen auf später (Rente) und die "ewige Flucht" des homo modernicus geht. Aber das ist ja alles nicht neu!

Ansonsten habe ich nach zwei Café-Bänden von diesem Autor inzwischen die Nase gestrichen voll. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen bin ich 57 Jahre alt und lese seit 5 Jahrzehnten und habe mich mit entsprechenden Themen auch aus den Bereichen der Psychologie/Pädagogik befasst (auch im Studium), dieser Mann liefert einfach überhaupt keine neuen Erkenntnisse, sondern verpackt sie nur immer wieder neu, in neue Metaphern, Parabeln und formuliert dabei Worte um,die andere schon xmal gesagt haben. Es ist so, als isst man seit vielen Jahren immer wieder denselben Joghurt, der nur äußerlich mal eine blaue, mal eine gelbe, mal eine rote Verpackung hat, wer nicht gerade total verblendet ist, merkt aber schon, dass es sich immer wieder um denselben Inhalt handelt.

Ganz übel finde ich Streckelys autobiographische Autoren-Kaffeefahrt in seinem Buch, in dem er ausdrücklich in einem bestimmten Buch explizit auf seine anderen Werke hinweist, obwohl die sowieso im  Anhang aufgeführt sind (101) und dann auch noch einflechtet, wie schön es doch sei, wenn man als "Guru" von all seinen Büchern, Vorträgen usw. mehr als gut leben kann und nun die anderen, wir Leser und Zuhörer, seine Lustreisen finanzieren (255). Sehr unprofessionell das Ganze und furchtbar nervtötend. Strelecky, der Allmächtige.

Resumee: schwer. Ich weiß gar nicht, wem man dieses Buch empfehlen sollte. Es ist einfach ein Märchen, eine Parabel für seit langem bekannte und ewig durchgekaute Erkenntnisse. Vielleicht jemandem, der total oberflächlich und gestresst ist und noch nie im Leben ein Buch zum Thema gelesen hat.