Rezension

Ein Werk, das nachdenklich stimmt...

Dunkler Reiz
von Isabell Bordermann

Bewertet mit 4 Sternen

Als Robert seine neue Lehrstelle an einer Schule in einem kleinen Nest Nähe Frankfurts antritt, verirrt sich sein Herz sofort an die 15-jährige Maja, die ihn aus scheuen, aber wachen Augen betrachtet. Doch das darf eigentlich gar nicht sein, er ist doch extra deshalb dorthin gezogen, weit weg von früheren Versuchungen, nur um nun erneut eine Schülerin kennenzulernen, die er begehrt. Kann es vielleicht sein, dass Maja sich auch für ihn interessiert?
Doch welches Geheimnis steckt hinter Majas Fassade, die undurchsichtig und mysteriös bleibt? Hat diese Liebe eine Chance oder gerät Robert in eine gefährliche Situation? Wann wird die schöne Blase platzen und sein Leben ruinieren?

"Dunkler Reiz" ist das Romandebüt der deutschen Schriftstellerin Isabell Bordermann, die mit diesem Werk einen sehr düsteren, zeitgleich aber auch sehr authentischen Thriller kreiert hat, der zum Nachdenken animiert.

Wo beginnt der Missbrauch von Kindern? Wie kann ein Lehrer das erkennen? Wer wird zum Retter von Betroffenen? Wie kann so etwas verhindert werden?
Das sind die Fragen, die mich gerade beschäftigen, denn dieser Roman hat viele schreckliche Gedanken geweckt, die Ängste und Sorgen schüren.

Im Fokus steht der 35-jährige Robert, der schon lange eine Neigung zu jüngeren Mädchen hat. Mit gleichaltrigen Frauen kann er nichts anfangen, dennoch wirkt er nicht unsympathisch oder abartig, sondern vielmehr etwas verstört. Seine Person wurde sehr lebendig und bildlich umgesetzt, wodurch es ganz leicht fällt, ihn sich vorzustellen.
Ihm zur Seite wurde die junge Maja gestellt, die von Anfang an einen sehr surrealen und abstrakten Charakter verkörpert. Zwar erhält der Leser kleine Ausschnitte in ihre Gedankenwelt, doch macht es ihr Verhalten schwer, die Ernsthaftigkeit in den Worten wiederzufinden. Ihre Rolle bleibt bis zum Ende das große Mysterium innerhalb der Erzählung.

Die Geschichte wurde gut durchdacht und nachvollziehbar gestaltet. Von Anfang an ist der Handlungsstrang logisch aufgebaut und bringt einen glaubwürdigen Touch in die Dramatik. Außerdem verwendet die Autorin eine sehr lebendige und ausdrucksstarke Wortwahl, wodurch eine tolle Dynamik und Authentizität erzeugt wird. Sie benutzt dazu auch erotische und leidenschaftliche Passagen, die aber weder gestellt noch künstlich in die Länge gezogen wurden. Nein, genau diese Mischung aus dem normalen, langweiligen Alltag eines Lehrers und der Missbrauch einer Schülerin machen aus diesem Werk einen spannenden Thriller, der überzeugt und zum Weiterlesen verführt.

Ein Werk, das mich sehr nachdenklich gestimmt hat.

Mein persönliches Fazit:
Ganz schön krank - das war mein erster Gedanke. Doch dann wird die Handlung immer deutlicher und auch Roberts Fassade erhält Risse, die seine Persönlichkeit zu tage bringt. Zu Maja konnte ich leider keine gute Verbindung aufbauen, sie blieb mir etwas zu farblos, doch das Gesamtkonzept hat mich ergriffen und begeistert. Über diese Geschichte werde ich sicher noch lange nachdenken. Deshalb kann ich dem Buch auch meine Leseempfehlung aussprechen.