Rezension

Eindringlicher historischer Roman zur Nachkriegszeit

Wenn die Hoffnung erwacht -

Wenn die Hoffnung erwacht
von Lilli Beck

Bewertet mit 5 Sternen

Die junge Nora erwartet von einem in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten kurz nach Kriegsende ein Kind, als dieser abkommandiert wird. Als die Situation in ihrem strengen Elternhaus für sie immer unerträglicher wird, bricht sie alle Brücken hinter sich ab und steigt mit ihrem kleinen Sohn Willi in den nächstbesten Zug von Regensburg nach München. Dort trifft sie auf Celia, die aus einer reichen Familie stammt, und verschiedene Verwechslungen nehmen ihren Lauf…

 

 

Meine Meinung:

Ich liebe die Bücher von Lilli Beck, denn sie sind immer außerordentlich gut und gründlich recherchiert und gleichzeitig spannend und berührend erzählt. Auch dieser neue Roman hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die verschiedenen Kapitel sind aus der Perspektive unterschiedlicher Personen geschrieben – natürlich aus Noras Perspektive, aber auch aus der Sicht von Wolf Wagner aus der reichen Münchener Familie. Dies macht das Lesen wunderbar abwechslungsreich und man bekommt als Leser / Leserin ein sehr rundes Bild vom Geschehen. Dabei haben die Kapitel genau die richtige Länge und man möchte einfach immer wissen, wie es weitergeht.

Die Geschichte von Nora, ihrem amerikanischen Verlobten und dem kleinen Sohn fand ich unglaublich berührend. Die Protagonistin ist dabei in all ihrer Zerrissenheit sehr authentisch und stimmig gezeichnet und man fühlt von Beginn an mit ihr mit. Auch die anderen Personen sind sehr gut angelegt und in ihren Handlungen und ihrer Motivation sehr gut nachvollziehbar.

Durch die Verfolgung der Schicksale dieser Personen habe ich viel über die Nachkriegszeit lernen können. Die Wohnungsnot, der Hunger, die Sorgen der Menschen, die Schicksale der Flüchtlinge und die Situation der Besatzer kommt anhand der konkreten Schicksale sehr plastisch rüber. Darüber hinaus fand ich es sehr spannend angelegt, dass Wolf Wagner die fiktive Zeitschrift „Welt im Blick“ gründet und hier z.B. Leserbriefe eine Rolle spielen. Dies gibt dem Roman noch eine weitere Dimension, da man so noch mehr über die Themen lernt, die die Menschen im Nachkriegsdeutschland bewegen (vor allem Hunger, Kälte, Mangel an allem…).

 

 

Fazit:

Das Buch hat mich sehr berührt und ich werde noch lange daran denken. Darüber hinaus hat mich die gute und detaillierte Recherche und historische Darstellung der Autorin wieder sehr beeindruckt. Eine klare Leseempfehlung!