Rezension

Eine Ära geht zu Ende

Fine und die Zeit der Veränderung -

Fine und die Zeit der Veränderung
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

Nach den Veröffentlichungen „Paulas Liebe“, „Ulla und die Farben der Hoffnung“ und „Ulla und die Wege der Liebe“ hat Ulrike Renk nun den vierten Band "Fine und die Zeit der Veränderung" ihrer erfolgreichen Familiensaga „Eine Familie in Berlin“, der im Februar 2023 im Aufbau Verlag erschien, vorgelegt. Obwohl mir der Auftakt dieser Reihe etwas schwerfiel, wollte ich wissen, wie es mit der Familie Dehmel weitergehen wird. Bereits nach Beendigung des dritten Teils fieberte ich schon dem Vierten entgegen und nun endlich war es so weit.

Auch wenn ich mich hier wiederhole: diese Familiensaga ist nicht für Quereinsteiger geeignet. Jeder Band knüpft nahtlos an den vorangegangenen an, aber es lohnt sich von Beginn an die Geschichte der Familie Dehmel zu folgen.

Bereits nach dem ersten Satz, weiß ich den flüssigen und leichten Schreibstil der Autorin zu schätzen. Ganz egal, wie viele Bücher ich bereits von ihr gelesen habe, ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell mich der grandiose Erzählstil in seinen Bann ziehen kann. Wahnsinn und das Schaffen wirklich nur die allerwenigsten Autoren. Ulrike Renk kann aber nicht nur mit ihren unverwechselbaren Schreibstil punkten, sondern auch mit ihren authentischen und lebensnahen Charakteren. Jedes Mal, wenn ich nach Berlin reise, um die Familie Dehmel zu treffen, ist es wie eine Art nach Hause kommen, so liebgewonnen habe ich Ulla &Co. Dies ist aber nur ein weiterer Punkt, der diesen Roman zu einem wahren Lesehighlight macht. Viel trägt auch die Kulisse dazu bei, dass sich der Leser wohlfühlt. Erneut hat es die Autorin geschafft, die damalige Atmosphäre so lebendig einzufangen und wieder zu spiegeln, so dass ich als Leserin das Gefühl hatte, mitten im Geschehen zu sein. Einfach grandios und daran kann man merken, dass Ulrike Renk mehr als nur ihr Handwerk versteht. Sie erzählt nicht einfach Geschichten. Nein, sie nimmt ihre Leserschaft mit auf eine Reise, entführt sie in die damalige Zeit, um sie hautnah an den Ereignissen teilhaben zu lassen.

Zurück zur Handlung: Mittlerweile befinden wir uns in den Jahren zwischen 1926 bis 1935 in Berlin und die Wirtschaftskrise zeiht ihre Kreise. Die Armutsgrenze wächst und dies bekommt auch Familie Dehmel zu spüren. Ulla, die händeringend Arbeit sucht, findet nur Gelegenheitsjobs. Auch wenn ihr Mann als Arzt arbeitet verdient er nicht viel, weil seine Patienten die Behandlungskosten nicht bezahlen können. Auch privat läuft es nicht harmonisch und letztendlich kommt die Trennung. Jetzt steht Ulla nicht nur ohne festes Einkommen, sondern auch als alleinerziehende Mutter da. Unter dieser Situation leiden die drei Töchter am meisten, denn ihre Mutter versucht alles um die Familie finanziell einigermaßen über die Runden zu bringen. Die älteste Tochter namens Fine kümmert sich um ihre jüngeren Geschwister und den Haushalt. Lange geht dies aber nicht gut und die Mädchen kommen zu einer Pflegefamilie. Ob das eine gute Entscheidung war, stellt sich raus. Politisch gerät die Welt auch immer mehr ins Wanken. Die Partei um Hitler kommt an die Macht und was das für die jüdische Bevölkerung heißt, brauche ich hier nicht mehr zu erwähnen.

Wer die vorherigen Bände dieser Familiensaga kennt, spürt auch hier, mit wie viel Herzblut Ulrike Renk diesen Roman geschrieben hat. Erneut hat sie mit der Dehmel Urenkeltochter Regina Polensky zusammengearbeitet und, dank des privaten Familienarchivs, konnten Fakten bzw. Informationen zusammengetragen und ausgewertet werden, um sie letztendlich in die Geschichte einzuweben. Dieser Roman basiert zwar auf eine wahre Begebenheit, dennoch kommt auch diese Handlung nicht ohne fiktive Momente aus. Was die Lesefreunde in keiner Weise schmälert. Schade nur, dass dies der (vorerst) letzte Teil war. Wer weiß und vielleicht liest bzw. sieht man sich bei Dehmel - Eine Familie in Berlin wieder.

Mit dem vierten Teil schließt sich die Tür dieser erfolgreichen und historischen Saga, die mich nicht nur bestens unterhalten, sondern auch eine Künstlerfamilie nahegebracht hat, die ich sonst so nie kennengelernt hätte.

5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung oben drauf.