Rezension

Eine aufregende Mörderjagd

Venezianische Finsternis -

Venezianische Finsternis
von Daniela Gesing

Eine aufregende Mörderjagd

„Manchmal hasse ich meinen Job. Es hört nie auf. Du erwischt einen Täter und es kommen zehn neue dazu.“ (Luca Brassoni)

Im achten Fall der Venedig-Krimireihe um Commissario Luca Brassoni und seinen Kollegen Maurizio Goldini kommt es in Venedig während eines eigenartigen Stromausfalls zu einem grausamen Mord. Edoardo Bianchi, der Inhaber eines Antiquitätenladens, wird gefoltert und erschlagen, der Betreiber des benachbarten Café Capello Rosso namens Francesco erleidet bei seinem Versuch, dem freundlichen alten Geschäftsmann zu helfen, lebensbedrohliche Verletzungen. Luca Brassoni, der leitende Commissario der venezianischen Polizei, ist in diesen Fall auch emotional involviert, da es sich bei Francesco um den Lebensgefährten seines Cousins Stefan „Caruso“ Mayer handelt. Der Raub eines wertvollen Gegenstands aus Bianchis Safe entpuppt sich immer mehr als ziemlich komplexer Fall, der weite Kreise zieht. Das Team der venezianischen Polizei begibt sich unter Hochdruck auf Spurensuche, Brassoni muss jedoch diesmal auf die wertvolle Unterstützung seines Kollegen Maurizio „Mauro“ Goldini verzichten. Denn dieser hat erst kürzlich seinen Vaterschaftsurlaub angetreten und darf daher nicht offiziell ermitteln. Als weitere Verbrechen geschehen, die auf einen Zusammenhang mit dem Foltermord hinweisen, steigt auch der Druck auf die Kommissare in der Questura.

Die Autorin hat einen ausgeklügelten Kriminalfall konstruiert und ich fühlte mich ausgezeichnet unterhalten. Der Spannungsbogen wurde die gesamte Handlung über konstant aufrecht gehalten und steigerte sich bis zum Ende des Buches zu einem aufregenden Finale. Der einnehmende Schreibstil Daniela Gesings sowie die Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren haben mir sehr gut gefallen. Ich begrüßte zudem die Einbindung zahlreicher italienischer Bezeichnungen und Ausdrücke, welche der Geschichte zusätzliche Authentizität verliehen. Darüber hinaus war ich tief beeindruckt von der lebendigen und bildhaften Beschreibung des Alltags, der verschiedenen Schauplätze in der Lagunenstadt sowie der Menschen in Luca Brassonis Umfeld.

Als Quereinsteigerin in diese Krimireihe fehlten mir jegliche Informationen zur Vorgeschichte der beiden Protagonisten, was meinem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch tat. Ich lernte den Venezianer Luca Brassoni als fähigen Ermittler kennen, dessen weiche Seite sich im Zuge der Beschreibung seiner familiären Situation sowie in seiner Zuneigung zu seinem treuen tierischen Begleiter, dem wuscheligen Hund namens Picco, offenbart. Brassonis Kollege Maurizio sowie das gesamte Ermittlerteam waren mir auf Anhieb sympathisch. Obgleich es sich um teilweise ziemlich konträre Persönlichkeiten handelt, wird in der venezianischen Questura ein kollegialer, beinahe freundschaftlicher Umgangston gepflegt. Die Autorin setzt den Leser über die verschiedenen Aufgabenbereiche der Ermittler in Kenntnis und liefert nebenbei auch kleine Details zu deren Privatleben. Bei einigen relevanten Nebenfiguren der Handlung wie etwa Zeugen oder Verdächtigen bröckelt die wohlgefällige und harmlos wirkende Fassade erst nach und nach – sie waren nicht so einfach zu durchschauen und es offenbarten sich zum Teil ungeahnte Abgründe. Ein weiterer Spannungsfaktor waren die immer wieder in die Handlung eingestreuten Kapitel über die Aktivitäten, die Motivationen und die Gedanken des im Hintergrund agierenden Täters, die kaum Hinweise über dessen wahre Identität verrieten. Darüber hinaus gelang es der Autorin auch, mich mitunter auf eine falsche Fährte zu locken.

Ich möchte an dieser Stelle auch die hochwertige Aufmachung und die beeindruckende optische Gestaltung des Buchcovers mit der wunderschönen Abbildung Venedigs in einer mondhellen Nacht hervorheben. Die lesefreundliche Schriftgröße, eine kurze Vorstellung der Autorin am Ende des Buches sowie eine chronologische Auflistung der bisher erschienenen Bände dieser Krimireihe runden den positiven Gesamteindruck ab.

FAZIT: „Venezianische Finsternis“ war meine erste Lektüre aus der Feder von Daniela Gesing, aber mit Sicherheit nicht die letzte. Das Buch hat mir durch einen raffiniert konstruierten Fall, überzeugende Charaktere und den einnehmenden Schreibstil großes Lesevergnügen bereitet. Die komplexe Handlung, die Konzentration auf die Ermittlungsarbeit, der durchgehend hohe Spannungsbogen, ein gewisser Fokus auch auf das Privatleben der Ermittler sowie eine eindrucksvolle und bildhafte Beschreibung der Örtlichkeiten Venedigs machten für mich persönlich den Reiz dieses Krimis aus. Ich sehe dem nächsten Band dieser Reihe bereits jetzt mit großer Erwartungshaltung und Vorfreude entgegen. Begeisterte fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!