Rezension

Eine bewegende Biographie über eine starke Frau

Mein bunter Schatten - Pari Roehi

Mein bunter Schatten
von Pari Roehi

Bewertet mit 5 Sternen

Da ich weder Germanys Next Topmodel schaue noch die Bildzeitung lesen, ist mir das ganze Aufsehen um Pari Roehi total entgangen. Aufmerksam wurde ich auf diese starke Frau erst nach dem Lesen dieses Buches.

Aufgewachsen ist Pari, damals noch ein Junge mit dem Namen Parham, im Iran. Schon recht früh mit ungefähr drei Jahren merkte sie, dass sie lieber Kleider statt Hosen anhatte und mit Puppen anstelle mit Autos spielte. Als Pari vier Jahre alt ist, entschließt sich die Mutter mit ihr und ihrem Bruder in die Niederlande zu flüchten. Es folgten schwierige Zeiten in mehreren Flüchtlingsheimen und es dauerte Jahre, bis die kleine Familie endlich eine eigene Wohnung hatte. Pari, immer unzufriedener, lehnte sich gegen alles und jeden auf. Nachvollziehbar, wenn man die Lebensumstände im Flüchtlingsheim betrachtet. Gleichzeitig fühlt sie immer mehr, dass bei ihr einfach irgendwas nicht stimmt und anders ist. Auch die Mutter und ihr Stiefvater machen sich Sorgen und Gedanken und so fällt irgendwann einmal der Begriff Transgender. Pari geht daraufhin fünf Jahre in das Transgender-Zentrum in Amsterdam um sich dort mit den Psychologen zu unterhalten. Während dieser Zeit hat sie schlimmstes Mobbing in der Schule hinter sich, versucht sich als Model und arbeitet in Kneipen, nimmt Drogen und Alkohol und stürzt eigentlich komplett ab. Immer auf der Suche nach der wahren Identität. Endlich sind die Sitzungen bei den Psychologen zu Ende und der ersehnte OP-Termin steht an. Danach steht wieder eine schwierige Zeit an, voller Schmerzen und Zweifel. Aber irgendwann hat sie es geschafft und Pari steht vor uns als die Frau, welchen vielen von uns bekannt ist.

„Mein bunter Schatten“ ist die Biographie einer starken Frau, die völlig offen und ehrlich über ihr Leben berichtet. Mich hat dieses Buch sehr stark berüht und ich freue mich, dass endlich auch dieses Thema öffentlich gemacht wird. Im 21. Jahrhundert sollte man eigentlich meinen, dass es völlig egal ist wie jemand tickt oder welche Vorlieben er hat. Das dies nicht so ist, beweißt diese Geschichte.

Es ist nicht einfach, wenn man erkennt, dass sich am eigenen Körper etwas falsch anfühlt. Irgendwas passt einfach nicht zusammen. Ich habe mich selbst schon oft gefragt, wie kann so etwas sein? Liegt es an der Erziehung? Nein, es passiert einfach. Von Klein auf interessiert man sich eher schon für die andere Seite. Da kann auch die Erziehung nichts ausrichten, denn spätestens wenn man älter ist, merkt man von ganz alleine, dass nicht alles stimmig ist. Als ob das dann nicht schon genug ist, müssen Betroffene auch noch Beschimpfungen und Schikanen über sich ergehen lassen.

Das schöne an dieser Erzählung ist, dass sich Pari nie hat unterkriegen lassen. Mutig ging sie ihren Weg, auch wenn es manchmal den einen oder anderen Rückschlag gab. Letzten Endes wurde sie für ihren Mut belohnt und ist heute eine glückliche und zufriedene Frau. Am Ende des Buches schreibt sie:

Unsere Welt steckt voller Intoleranz. Ich habe Ausgrenzung erfahren, nur weil ich anders war. Ich glaube fest daran, dass wir dies ändern können. Ich möchte jeden ermutigen, das Leben zu führen, das er sich wünscht, und anderen dabei zu helfen, indem wir einander mit Verständnis und Güte begegnen.

Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Die Welt ist bunt und jeder sollte das Recht haben so zu leben wie man will. Mehr Toleranz und Verständnis, das sollten unsere Kinder von klein auf erlernen, vielleicht kann man dann auch das Mobbing in der Schule etwas eindämmen. Erlernbar ist das aber nur von Eltern, welche offen sind für Anderes und ihre Mitmenschen so aktzeptieren wie sie sind. Denn wir alle sind Menschen – Menschen mit Bedürfnissen und Gefühlen und wollen nur glücklich sein!

Fazit

Diese berührende Biographie hatte ich in drei Tagen durchgelesen. Der Schreibstil ist so flüssig und lebendig, dass man einfach nur weiterlesen möchte. Pari hat mich als neuen Fan dazugewonnen und ich wünsche mir, dass noch viele dieses Buch lesen werden. Wir brauchen solche Menschen welche mit ihrem Mut auf solche Themen aufmerksam machen und hoffentlich dadurch mehr Toleranz und Verständnis erreichen.