Rezension

Eine brutale und schonungslose Geschichte aus deutscher Vergangenheit

Straffers Nacht -

Straffers Nacht
von Wolfgang Wissler

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahr 1964, 19 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, leben sie unerkannt unter uns. Als unsere Nachbarn, Ärzte, Lehrer, Apotheker haben sie Karriere gemacht. Es sind die Nazis, die in den Vernichtungslagern das Sagen hatten und den Tod von Millionen Inhaftierten befahlen. So auch Erich Straffer, ehemaliger SS Gruppenführer und SS General, der brutal und skrupellos an den Massenhinrichtungen beteiligt war. Jetzt arbeitet er als schlecht bezahlter Nachtwächter und beaufsichtigt dunkle Fabrikhallen. Ängstlich versucht er unerkannt zu bleiben, denn er weiß, dass er bestraft gehört. Als ihm ausgerechnet Reuben Horovitz, ein Jude aus Tel Aviv, der auf der Suche nach den Mördern seines Onkels ist, als Kollege zugeteilt wird, glaubt Straffer, dass nun mit ihm abgerechnet werden soll.

Dieser Roman ist keine leichte Kost. So beschreibt er unter anderem, wie es möglich war, dass die Verbrecher der Nazizeit auch nach dem Krieg in gehobenen Positionen wieder Fuß fassen und ihre Vergangenheit abschütteln konnten. Bundeskanzler Konrad Adenauer rechtfertigte die Übernahme von Beamten der Nazizeit mit folgenden Worten „ Man schüttet kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines hat“ (Zitat).

Erich Straffer ist eine fiktive Person, die immer wieder in die Vergangenheit eintaucht. Historische Personen und Begebenheiten sind gekonnt in die Handlung mit eingeflochten und so hatte ich manchmal den Eindruck, dass es sich bei dem Protagonisten um eine reale Person handele. Wolfgang Wissler führt mit einem flüssigen Schreibstil durch diesen beklemmenden Roman.

Mein Fazit:

Dieses Buch ist nichts für zarte Gemüter, denn es beschreibt ein Stück deutscher Geschichte - brutal und schonungslos. Gerne empfehle ich es weiter und vergebe 5 Sterne.