Rezension

Eine einfühlsame, nicht immer leichte Lektüre

Wo die Dünen schimmern - Patricia Koelle

Wo die Dünen schimmern
von Patricia Koelle

Bewertet mit 5 Sternen

Jessieanne Jessen ist 26, eine Künstlerin die Windräder aus den verschiedensten Materialien entwirft und baut, die eine ganz besondere Gabe hat: sie nimmt Gerüche als Farben wahr und kann sie sehen. Ihr Traum ist es eine Körperlotion herzustellen, die nicht nur der Haut, sondern auch der Seele gut tut, die neue Lebenskraft und Optimismus bringt.

Als Kind hat sie ihre Leukämie erfolgreich bekämpft und nun bereiten ihr ihre Bronchien und die Lunge große Probleme. Ihr Vater Pinswin, ein anerkannter Archäologe und Paläontologe, schickt sie auf die Nordseeinsel Amrum, wo er geboren und aufgewachsen ist, um sich auszukurieren. So sehr Jessieanne sich anfangs dagegen wehrt, so schnell findet sie dort ihre "andere, zweite" Familie und auch ihr Herz wird auf eine harte Probe gestellt.

 

Der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht gehört zum einen Jessieanne, die ich in den Jahren 2004 bis 2005 begleite, andererseits zu ihrem Vater Pinswin, den ich heute genau so bei seinen Ausgrabungen begleite, wie ab 1943, als er als 8-jähriger wissbegieriger kleiner Junge, der seine Leidenschaft für die Erde und alles was sich darin verbirgt entdeckt, die er später zum Beruf macht.

Dazu kommen viele kleine Geschichten, die sich nicht nur um heitere Themen drehen, wie die schwere Erkrankung von Jessieannes älterer Freundin Katriona, die riesige Strandläufer baut. Ich habe mich eigentlich nie für die Geschichte unserer Erde und die vielen Versteinerungen interessiert. Aber hier wird das alles so leicht und flüssig in die Geschichte eingewoben, dass es sogar für mich richtig interessant wurde.

Dies ist eine der ganz wenigen Geschichten, bei denen mir keine Person, und davon gibt es hier sehr viele, richtig unsympathisch war. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, sind zumeist detailliert und menschlich beschrieben, und ich habe die meisten richtig lieb gewonnen. Ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir Skem, ein Großonkel von Jessieanne. Aber den solltet ihr beim Lesen selbst kennenlernen.

Anfangs hatte ich mit den aussergewöhnlichen Namen (Jessieanne, Katriona, Pinswin, Skem) meine Probleme. Aber das hat sich beim Lesen schnell gelegt.

Ich habe auch ein neues Ziel gefunden, wohin ich unbedingt einmal reisen muss: die Insel Amrum. Ich kann jetzt noch das Salz des Meeres riechen, sehe den Strandhafer sich im Wind wiegen, fühle den starken Wind in meinen Haaren und schaue auf das endlos blaue Meer. Alles ist so nebensächlich, aber trotzdem beeindruckend beschrieben. Mein Kopfkino lief die ganze Zeit auf Hochtouren.

Gerade auch die Sprache, die dieses Buch prägt, gefällt mir sehr gut. Patricia Koelle zeichnet für einfache Worte wunderschöne einprägsame und farbige Bilder. Wie ein Sog zieht mich die Geschichte und die Menschen langsam immer tiefer in sich hinein.

Mit einer Nadel werden zwischendurch immer wieder Rezepte eingepickt, die mir während des Lesens schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

 

Eine ruhige, nicht immer leichte Geschichte über Menschen, die ihre Träume leben. Ich habe sie sehr gerne gelesen und wurde zum Träumen verführt.