Rezension

Eine Familiengeschichte mit Hintergrund

Aber Töchter sind wir für immer - Christiane Wünsche

Aber Töchter sind wir für immer
von Christiane Wünsche

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch "Aber Töchter sind wir für immer" von der Autorin Christiane Wünsche erzählt die Geschichte von Hans Franzen, seiner Frau Christa und ihren vier Töchtern. Die Handlung spielt sich hauptsächlich in dem kleinen Ort am Niederrhein.
Die drei Schwestern Heike, Johanna und Britta waren ohne ihre Familien zum bevorstehenden achtzigsten Geburtstag des Vaters angereist. Es ist ein ehemaliges Bahnwärterhaus, in dem die Eltern noch leben und die Schwestern aufgewachsen waren. Sehr zurückhaltend wird davon geschrieben, dass es ja noch eine Schwester gab, Hermine. Britta, die Jüngste hatte ihre Schwester nicht in Erinnerung. Und dennoch hatte sie etwas im Gepäck für ihren Vater, welches ihr Mann aufbewahrt hatte und nunmehr war der passende Zeitpunkt gekommen. Marcel war viele Jahre älter als Britta und kannte Hermine. Sie hatte ihm ihr Tagebuch anvertraut. Marcel hatte Britta gesagt, dass sie es gern vorab lesen sollte, um Hermine kennenzulernen. Denn viel zu jung hatte Hermine die Welt verlassen.
So beginnt nach einer kurzen Einführung eine wunderbar geschriebene Lesereise. Jeder aus der Familie erzählt den Werdegang, wobei auch Hermine von sich aus dem Tagebuch erzählt. Brittas Hoffnung endlich mehr von ihr zu erfahren wird erfüllt. Denn immer stand dies wie ein Schatten zwischen allen. Es war wie ein Deckel des Schweigens über allem. Christa, die Mutter, war als Kind mit ihrer Mutter und dem Großvater bei den Franzen untergekommen. Sie waren Vertriebene aus Schlesien. Auf einem großen Gut hatten sie gelebt und zu Hermann, dem Sohn des Hofes, hatte Christa eine besondere Beziehung. Sie wollten sich nie aus den Augen verlieren. Doch der Krieg sprach eine andere Sprache. Doch das Leben hält Zufälle bereit und sie treffen sich wieder. Christa war inzwischen mit Hans verheiratet, hatte zwei Kinder und Hermann hatte sich ein Geschäft aufgebaut und lebte in einer Beziehung. In seiner Familie wurde immer wieder festgestellt, dass jemand das 2. Gesicht hatte. Je mehr man in der Geschichte drin ist, umso deutlicher ahnt man, was geschehen ist. Denn Hermine sprach Dinge aus, die später eintraten. Aber all das wurde still geschwiegen. Und sie beschrieb immer wieder ihren Sehnsuchtsort. Am Ende der Lesereise steht die Familie genau dort wie Hermine beschrieben, obwohl sie nie dort gewesen war.
Jede einzeln erzählte Geschichte ist interessant und authentisch geschildert. Der Autorin ist der Wechsel zwischen dem Hier und Heute und dem Vergangenen optimal gelungen.
Durch die wechselnden Erzählperspektiven der Protagonisten bekommt man einen guten Blick in die jeweilige Zeit und der Handlung. Der Schreibstil ist flüssig. Christiane Wünsche hat die Familiengeschichte sehr interessant erzählt, dass man nur so durch die Kapitel fliegt. Es fesselt einen direkt und man mag nicht aufhören. Denn irgendwie ist es ein Buch, dass nicht nur interessant und fesselnd geschrieben ist, es berührt auch den Menschen und spricht ihn an.
Für Leser solcher Art Romane kann ich dieses Buch absolut empfehlen. Aber auch all anderen, sich einmal an so eine Geschichte zu wagen.