Rezension

Eine fesselnde wie erschreckende Zukunftsvision: spannend und mit vielen Wendungen, ohne Blutvergießen, ungewöhnliche Erzählweise.

Tot bist du perfekt - J. P. Delaney

Tot bist du perfekt
von J. P. Delaney

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Abbie Cullen-Scott erwacht im Krankenhaus und weiß zunächst weder, wie sie dorthin gekommen ist, noch welche Auswirkungen dies mit sich bringt.

Ihr Mann Tim Cullen, ein erfolgreicher und visionärer Inhaber eines IT-Unternehmens, steht mit Freudentränen an ihrem Bett. Er ist überglücklich, dass er seine perfekte Ehefrau wieder hat. Auch ihrem gemeinsamen Sohn Danny geht es gut.

Doch wie viel Zeit ist vergangen, war es ein Unfall oder ein missglückter Mordversuch? Schwebt Abbie in Gefahr?

Allmählich kehrt die Erinnerung zurück und Abbie erkennt, wer Freund und wer Feind ist. Doch von der größten Bedrohung ahnt sie zunächst noch nichts.

 

Mein Eindruck:

Die Erzählweise ist ungewöhnlich und zu Beginn noch gewöhnungsbedürftig. Die Gegenwart rund um das Erwachen im Krankenhaus und der Rückkehr Abbies in ihr Zuhause wird im Präsens und in der 2. Person Singular erzählt. Alle Rückblicke, die das Leben und Kennenlernen des Ehepaars Cullen schildern, den Erinnerungen Abbies auf die Sprünge helfen, sind im Imperfekt und in der 1. Person Plural dargestellt.

Zum überraschenden Finale wechselt die Erzählperspektive zwischen "Du" und "Ich". Warum diese ungewöhnliche Art der Erzählung gewählt wurde, erschließt sich dem Leser erst ganz am Ende.

Der Klappentext ist sehr kurzgehalten und gibt nur den Inhalt der ersten zehn Seiten preis.

Eine Rezension zu schreiben ohne zumindest ein ganz kleines bisschen zu spoilern (die Ereignisse kurz nach dem Erwachen betreffend, d.h. die nächsten fünf Seiten des Buches), ist nahezu unmöglich. 

Die Charaktere sind auf ein Minimum begrenzt, wofür ich im Hinblick auf den zunächst verwirrenden Schreibstil dankbar bin.

Abbie ist eine unkonventionelle und leidenschaftliche Künstlernatur und passionierte Surferin. Ein Freigeist schlechthin. Für ihren Sohn Danny, der an einer außergewöhnlichen Form von Autismus erkrankt ist, ändert sie ihren Lebensstil. Doch plötzlich verschwindet sie unter ungeklärten Umständen.

Ihr Ehemann Tim scheint ohne Abbie nicht lebensfähig und fast schon krankhaft besessen von ihr, jedoch auf eine selbstsüchtige Art. Als Spezialist im KI-Bereich entwickelt er fünf Jahre lang einen Cobot (Companion Roboter), d. h. ein genaues Abbild seiner perfekten Ehefrau, welches gefüttert wird mit deren Erinnerungen.

Cobot "Abbie" ist zudem eine lernfähige und emotionale Art künstlicher Intelligenz und wirkt sowohl in ihrer Denk- wie auch Handlungsweise erschreckend menschlich.

Der Psychothriller ist auf schockierende Art realitätsnah bzw. zeigt eine erschreckende Zukunftsvision: Was geschieht, wenn künstliche Intelligenz den Menschen immer ähnlicher und dadurch zur Bedrohung wird?

Aufgrund der vielen Überraschungs- und Schockmomente ist auch das Ende ein genialer Schachzug. Nichts ist wie es scheint und man kann niemandem trauen.

 

Fazit:

Durchgehend spannend und voller überraschender Wendungen mit ebenso unerwartetem Finale erwartet den Leser dank fesselndem und ungewöhnlichem Erzählstil ein Thriller, der fast gewaltfrei daherkommt, und bei dem nichts und niemandem vertraut werden darf.

 

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Rezensiertes Buch "Tot bist du perfekt" aus dem Jahr 2020