Rezension

Eine Frau in einer Männerwelt

Die gleißende Welt
von Siri Hustvedt

Auch die Kunstszene ist eine Männerwelt: Künstlerinnen sind die Ausnahme, und oft werden sie nicht ernst genommen. So geht es auch Harriet Burden, die nicht wegen ihrer Kunstwerke bekannt ist, sondern nur als Frau bzw. Witwe eines einflussreichen Kunsthändlers. Harriet will zeigen, wie sehr die Wahrnehmung eines Werkes von der Vorstellung des Autors beeinflusst ist: Sie kreiert drei große Ausstellungen, die aber nicht unter ihrem Namen, sondern jeweils unter dem Namen einer männlichen "Maske" vorgestellt werden. Doch dieses Spiel hat Risiken...

Das Buch kommt in Gestalt eines fiktiven Buches über Harriet daher: Der angebliche Autor Hess stellt Fragmente aus Harriets Notizbüchern, Interviews und schriftlichen Aussagen von Familienmitgliedern, Freunden und Künstlern zusammen. Zahlreiche Fußnoten geben ihm den Anstrich einer gut recherchierten Arbeit. Das ist eine brillante Spielerei in der Form einer Collage. Ich war fasziniert von den unterschiedlichen Seiten Harriets, die die verschiedenen Gegenüber spiegeln. Doch ich fand das Ganze auch etwas ermüdend, denn indem Harriet - Harry immer wieder neue Masken überstreift, entzieht sie sich, und es wird schwer, ihr wirklich nahe zu kommen. Dazu kommt, dass sie hoch intellektuell ist. Leider kann ich den vielen Hinweisen z. B. über die Phänomenologie nicht folgen; da ist vieles an mir vorbeigegangen. Alles in allem war mir dieses Buch dann leider doch etwas zu sophisticated; es hat mich schlicht überfordert.