Rezension

Eine Geschichte, die traurig und wütend macht...

Nachtschwärmerin -

Nachtschwärmerin
von Leila Mottley

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kiara lebt mit ihrem älteren Bruder Marcus zusammen, seit ihre Mutter gerichtlich verfügt in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wurde. Ihr Vater ist seit einigen Jahren tot, daher sind die Geschwister auf sich allein gestellt. Um Geld zu verdienen, haben sie die Highschool abgebrochen. Eine Weile hat Marcus für sie beide gesorgt, bis er sich entschlossen hat seinem Traum nachzujagen und Kiara mit der Verantwortung aus fälliger Miete und gefülltem Kühlschrank alleinzulassen. Kiara ist verzweifelt auf der Suche nach einem Job, aber niemand will die Minderjährige einstellen. Mehr durch einen dummen Zufall als gewollt gerät sie in die Prostitution. Sie ist nicht glücklich, sieht es aber als Lösung ohne Umwege zu ihren finanziellen Problemen. Zu allem Überfluss verschwindet auch Nachbarin Dee und lässt deren 10-jährigen Sohn Trevor alleine zurück, dem Kiara sich fortan annimmt. Kiara verkauft ihren Körper also nicht mehr nur, um Miete und Lebensmittel für Marcus und sich zu beschaffen, sondern versucht auch, Trevor ein Leben zu bieten.

Kiara offenbart sich einem Freund, der ihr zunächst versucht bei ihrem „Job“ zu helfen, sie aber bald schon im Stich lässt. Kurz danach hat auch ihre beste Freundin Alé eine eigene Krise, die es ihr erschwert in der notwendigen Art und Weise für Kiara da zu sein. Vollkommen auf sich allein gestellt mit der ganzen Verantwortung, gerät sie allerdings auch in Verstrickungen mit der hiesigen Polizei, und das bedeutet, dass sie alles verlieren kann, wofür sie innerhalb der letzten Monate so hart gekämpft hat.

 

„Nachtschwärmerin“ könnte ich als weiße Frau ohne das Nachwort der Autorin vermutlich nicht ausreichend verstehen. „Wie viele schwarze Mädchen wurde ich mit Ermahnungen groß, ich solle meinen Bruder, meinen Dad und alle schwarzen Männer in meinem Umfeld schützen, mich um sie kümmern […] Dadurch lernte ich, dass meine eigene Sicherheit, mein eigener Körper und meine eigenen Träume zweitrangig waren“, schreibt sie darin. Geht es wirklich so vielen schwarzen Mädchen und Frauen so? Mit dem Hintergrund konnte ich verstehen, warum Kiara sich nicht einfach ein Busticket gekauft hat und so weit wie möglich vor ihren Problemen davongefahren ist, sondern die Probleme der anderen zu den ihren gemacht hat. Dieses Buch hat mich ein wenig aus meiner Blase geholt.