Rezension

Eine Hommage an jene, die Widerstand boten

Die Clique der Ehrlosen -

Die Clique der Ehrlosen
von Thomas Majhen

Bewertet mit 5 Sternen

„Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger, verbrecherisch-dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und mit mir den Stab praktisch der deutschen Wehrmachtführung auszurotten.“ (Auszug aus Adolf Hitlers Rundfunkansprache vom 21. Juli 1944 nach dem misslungenen Attentat in der Wolfschanze).

 

Diesem Zitat und der Widerstandsbewegung rund um Stauffenberg geht eine andere Verschwörung, die schon 1938 das Ziel, Hitler auszuschalten, hatte, und erst im Zuge der Verhaftungen von 1944 aufgedeckt wurde, voraus.

 

Von dieser Verschwörung, in der unter anderem Hans Oster, Wilhelm Canaris und eine Reihe von adeligen Wehrmachtsoffizieren schon früh erkannt haben, dass das NS-Regime und Hitler Deutschland in den Abgrund reißen würden, handelt dieses Buch.

 

In zwei Handlungssträngen bringt uns Autor Thomas Majhen die dramatischen Ereignisse näher. Da ist zunächst jener der Verschwörer, der einerseits über die Vorbereitungen zum Umsturz von 1938 und andererseits die Monate nach dem 20. Juli 1944 beleuchten.

 

Der zweite Handlungsstrang führt uns in das Leben von vier Unterprimanern, die stellvertretend für die breite Masse stehen, die der Propaganda und dem Druck des Regimes nachgeben (müssen).

 

Anders als das Stauffenberg-Attentat ist diese Verschwörung von Hans Oster, Wilhelm Canaris und den Offizieren in der (heutigen) Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Ausgang von Osters Bemühungen das Regime zu stürzen, ist unter anderem die „Blomberg-Fritsch-Affäre“. Mit falschen Anschuldigungen werden Werner von Fritsch und Werner von Blomberg, beide Kritiker von Hitler, aus ihren Ämtern entfernt. Hans Oster ist bereits vor 1938 erschreckend weitsichtig und versucht, Gleichgesinnte im In- und Ausland zu überreden, gegen die Nationalsozialisten und Hitler vorzugehen.

 

Meine Meinung:

 

In akribisch recherchierten Details lässt uns der Autor an der Verschwörung der Offiziere, die seit je her ein besonderes Ehrgefühl an den Tag legen - eine eingeschworene Gesellschaft, die vor allem der Tradition verpflichtet ist, teilhaben. Sie verstehen sich unter anderem als Hüter Deutschlands, wie folgendes Zitat zeigt.

 

"Unsere Aufgabe, unsere oberste Pflicht als Offiziere besteht darin, Deutschland vor Schaden zu bewahren."

 

Daher ist die Todesstrafe durch erhängen, eine besondere Schmähung der Offiziersehre. Den Tod durch ein Erschießungskommando oder das Fallbeil hätten die meisten vorgezogen. Nicht dass es etwas am Ergebnis geändert hätte, aber es wäre in ihren Augen ein ehrenvoller Tod gewesen.

 

Sehr interessant zu lesen ist, wie Hans Oster sein Netzwerk peu à peu aufbaut. Selbst jene, die dann doch nicht mitmachen, schweigen aus Respekt. Dass es dennoch eine große Zahl von adeligen Offizieren gab, die willfährige Helfer der Diktatur waren, darf nicht verschwiegen werden.

 

Besonders eindrücklich sind die Gedanken von Hans Oster in der Haft geschildert. Zwischen brutalen Verhören, in denen die Mitverschwörer gegen einander ausgespielt werden (sollen) und der Isolierhaft, hat Oster Zweifel, ob er nicht zu wenig getan hat, um das Regime zu beseitigen.

 

"... Deine Ziele waren von Beginn an zu ehrgeizig und unmöglich zu erreichen. Und doch war die übermenschliche Aufgabe, die du dir zu eigen gemacht, waren die Strapazen, denen du dich unterworfen hast, nicht umsonst. Nichts, das zum Wohle Anderer unternommen, kein Leid, das zum Schutze Wehrloser erduldet wird, ist je umsonst. Denk nur an all die Leben, die du mit deinem Opfer gerettet hast." (S. 391)

 

Anders als in der Wirklichkeit lässt der Autor die Verschwörer 1938 einen Putschversuch unternehmen.

 

Fazit:

 

Der Geschichte einer Gruppe von Offizieren, die alles andere als ehrlos waren, gebe ich gerne 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.