Rezension

Eine junge Frau flieht vor der Diktatur und sucht ihre Mutter.

Und der Duft nach Weiß - Stefanie Gregg

Und der Duft nach Weiß
von Stefanie Gregg

Bewertet mit 5 Sternen

Eine junge Frau flieht vor der Diktatur und sucht ihre Mutter.

Ein trauriger und berührender Roman einer jungen Frau die vor der Diktatur in ihrem Land Bulgarien flieht und ihre Mutter sucht, die sie einst aus dem selben Grund in der Obhut der Großmutter zurückließ, als Anelija gerade einmal fünf Jahre alt war, und mit der sie sich trotz allem sehr verbunden fühlt und sie sehr vermisst. Auf eindrucksvolle und ungewöhnliche Weise schildert die Autorin das Leben von Anelija, das mit den Anforderungen, die an sie gestellt werden, tapfer und mutig umgehen kann, obwohl es darin auch darum geht sich selber zu finden und verlieren, ums verlieben und verlassen und die Frage, was ist eigentlich normal. Ihr Kampfesmut und Durchhaltewille sind das Einzige in dem sie richtig gut ist und die geben ihr die Kontrolle über ihr Leben zurück.
Probleme, mit denen jeder jugendliche Flüchtling zu kämpfen hat: Eine Mutter, die sich davonstiehlt. Nein, drei Mütter, Anelija hatte drei Mütter, ein Vater, der nie da war, eine Kindheit in Kargheit. Nicht so schlecht oder doch ganz anders. Erst wenn die Worte ausgesprochen waren, formten sie die eigene Vergangenheit, die, wenn sie unausgesprochen war, ungewiss, offen und formbar blieb. Ein mal erzählt, war die eigene Geschichte fest, und bitter. Getrennte Eltern, Alleinerziehende, Großeltern oder neue Stiefeltern und zu hohe Anforderungen, das alles hat Stefanie Gregg in einen tief bewegenden Roman über die Gefühlswelt einer jungen Frau auf der Flucht aus einem diktatorischen Regime mit all seinen Gefahren geschrieben. Ich konnte mich während des Lesens richtig in Anelija reinversetzten, da das Buch sehr realistisch geschrieben ist. Man kann die Gefühle und Stimmungen von Anelija, die ständige Angst, verraten, verhaftet und gefoltert zu werden, weil man den falschen Radiosender hört super nachempfinden. Die Autorin hat meiner Meinung nach die Denkweise einer verlassenen Tochter stilistisch genial zu einem Roman gestaltet und diese zutiefst bewegende Geschichte über eine Mutter und ihr verloren gegangenes Kind gut getroffen. Ein durchweg lesenswertes Buch dieser große Schicksalsroman der auf einer wahren Begebenheit beruht. Sehr gut recherchiert mit unerwartetem Twist, erschütternd, dramatisch, und manchmal einfach nur traurig. Sehr empfehlenswert!