Rezension

Eine junge Frau kämpft um ihr Recht auf Bildung und um ihr Lebensglück

Das Herz eines Gentleman (Historisch, Liebesroman) - Anna Jane Greenville

Das Herz eines Gentleman (Historisch, Liebesroman)
von Anna Jane Greenville

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1872. Frauen dürfen nicht wählen und nicht studieren. Ihr einziges Ziel soll sein, eine gute Partie zu machen. Als Elisabeth, Eleanor und Joanne plötzlich zu Waisen werden, ist die Not groß, da die Schwestern über keinerlei Einkommen verfügen. Da beschließt Joanne als Mann verkleidet als Gesellschafterin für einen alten Mann zu arbeiten. Jo kann so den Lebensunterhalt der Schwestern sichern. Und sie entdeckt mit Hilfe des alten Mannes die Welt des Wissens für sich.Als er stirbt, vermacht er Jo ein Stipendium für eine angesehenes Londoner Jungeninternat. Da Jo unbedingt einen guten Beruf ausüben will, um ihre Schwestern weiterhin unterstützen zu können, nimmt sie das Angebot an. Als Junge verkleidet beginnt sie ihre Schullaufbahn. Die Autorin schildert anschaulich das Internatsleben und die Schwierigkeiten Jos von den Jungen akzeptiert zu werden und gleichzeitig zu verhindern, dass jemand bemerkt, dass sie ein Mädchen ist. Dies wäre ein unverzeihlicher Skandal und die Heiratschancen ihrer Schwestern wären auf Dauer ruiniert. Zudem verliebt Jo sich in ihren Lehrer Hansom, der ihr zuerst feindlich begegnet, dann aber zu ihrem Mentor wird. Als sie Weihnachten allein in der Schule verbringen muss, nimmt sie Hansom mit zu seiner Familie nach hause. Dort trifft sie auf die reiche, charmante und schöne Abigail, die sich als Verlobte von Hansom vorstellt. Als dann noch kurz vor der Abschlussprüfung ihre Identität als Mädchen aufgedeckt wird und sie der Schule verwiesen wird, scheinen sich alle ihre Träume in Luft aufzulösen.
Ich habe Jo sofort ins Herz geschlossen. Rührend ihre Entschlossenheit in einer frauenfeindlichen Gesellschaft für ihre Schwestern  zu sorgen. Sehr interessant fand ich auch die Schilderungen des Internatslebens. Ich konnte Jo nur bewundern für ihren Durchhaltewillen, sich in einer fremden Umgebung zu behaupten. Der zu Beginn eher unsympathische Hansom entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einem liebeswerten mitfühlenden Menschen. ich konnte verstehen, dass Jo sich in ihn verliebt. Der Schluss war mir dann doch zu rührselig. Insgesamt überwog jedoch das Lesevergnügen. Die Geschichte ist spannend erzählt und bietet auch oft genug, die Gelegenheit zum Schmunzeln.