Rezension

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Eine Kindheit auf dem Bauernhof

Mühlensommer -

Mühlensommer
von Martina Bogdahn

Mühlensommer von Martina Bogdahn hat mir eine schöne Lesezeit geschenkt, in der ich lachen, schmunzeln, nachdenken konnte und mich auch mal schütteln musste.

So ein Bauernleben ist einfach anders als das Leben in der Stadt. Jetzt sind es im Buch noch die 1980er Jahre und Marias Kindheit auf dem Hof ist natürlich auch geprägt mit Schönen wie auch Enttäuschenden Momenten gegenüber der Erwachsenen Maria von heute die einiges reflektiert. 

Wir erfahren in Rückblicken einige Erinnerungen aus ihrer Kindheit und es fügt sich dann so Stück für Stück zusammen, was damals eigentlich los war und wieso Maria den Hof so lange nicht besuchte. Erst als ihr Vater erkrankt, kehrt sie Heim. 

Das Thema Familie und Familienbande und Erbe durchzieht das Buch und wie in der Leserunde klar wurde, sind wir heute viel mehr drauf fokussiert, dass es harmonisch ist, die Männer sich im Haushalt einbringen und die Kinder mitversorgen und dann stoßen wir hier im Buch eben auf einen ganz anderen Hintergrund und der reibt sich. Ich glaube aber diese Reibung ist gut. Nicht alles, was wir heute machen, ist immer so richtig. Maria hatte vielleicht Entbehrung in Form von keinem Urlaub in den Ferien und harter Mitarbeit auf dem Hof der Eltern, aber sie hat sehr viel Wissen aus Landwirtschaft, Natur und Tieren und das ist wieder was, was vielen Großstadtkindern heute fehlt, die hauptsächlich vor dem TV oder PC sitzen. 

Demnach fand ich das Buch und die Kindheit der 1970er Jahre zwischen Hof, Familie, Schule und Kirche (die ich jetzt nicht zwingend brauche, aber die ein Dorfleben mit sich bringt), fast ein wenig befreiend. Ohne Handy/PC, Arbeit auf dem Hof die viel Zeit, Kraft und Geduld erfordert und mitunter ohne die Hilfe eines Tierarztes ein Kälbchen oder viele Schweine geholt werden müssen. Und die Tatsache das du deine Heimat nicht verleugnen kannst. Auch wenn du ein gänzlich anders Leben dann führst, wenn du Erwachsen bist und das Nest verlässt. Das war die Erkenntnis aus dem Buch und die kommt ja auch wörtlich daher: Man weiß nie wo es hingeht im Leben, aber man weiß immer, wo man herkommt. 

Daher empfehle ich das Buch. Ohne Triggerwarnung, weil ich das unsinnig finde. Sich damit mal bewusst auseinander zu setzen, was Bauern da eigentlich leisten und das dann auch gewisse Szenen nötig sind, um das Ausmaß dessen zu zeigen, was da alles zugehört. Mit wieviel Problemen sie kämpfen müssen, wie wichtig Landwirtschaft ist und wieder sein wird für uns heute und wie Tierhaltung aussehen kann/muss. 

Achtung SPOILER: 

 

Fragwürdiger fand ich ehr die Szenen als der Vater zum Dieb wird, aber vorher der Tochter was verbietet, was ehr Sinn gemacht hätte. Was dahinter steckt, das wüsste ich mal gerne und das wird leider im Buch nicht aufgeklärt. Diese Szene hat mir mehr Sorgen gemacht als die Schlachtung, die dann einfach für Bauern und ihre Arbeit nötig waren. 

Alles in allem ein Roman den ich dennoch als Sommerroman auffasse und den ich gern gelesen habe und auch was raus mitgenommen habe. 

Vielen Dank an Lovelybooks, die mein Los aus dem Topf zogen, das Rezensionsexemplar sendeten und den Kiepenheuer und Witsch Verlag für ein wirklich gutes Buch und ich hoffe von Frau Bogdahn auf eine Wortsetzung wie es mit Maria weiter geht. Ich rieche schon jetzt das leckere Brot aus der Mühlenbäckerei.