Rezension

Eine magische Welt

Die Chroniken von Amazonia -

Die Chroniken von Amazonia
von Anke Unger

Bewertet mit 4 Sternen

Murissa hat es nicht leicht. Die von ihrer eigenen Mutter verstoßenen und von Wächtern verachteten Straßendiebin versucht zu überleben. Ihre flinken Fingern und die große Fantasie bringen sie aber oft in Schwierigkeiten. Eines Tages trifft sie auf Turris, einen Seeprinzen. Sie gibt sich als Meerjungfrau aus und begibt sich auf ein Abenteuer mit Turris und seiner Gefolgschaft. Doch wie lange kann sie sich mit Lügen retten?

Ganz anders ist das Schicksal der Amazonenkönigin Penthesilea. Sie hat eine sehr wichtige Aufgabe - ihren zehnten rituellen Kriegszug gegen das Meeresvolk der Selchen führen. Für eine erfolgreiche Kriegerin ist es auf dem ersten Blick kein Problem, doch einige Komplikationen könnten Penthesileas Plan verändern. Wird die Königin es schaffen zu siegen oder schickt sie ihr Heer ins Verderben?

"Die Chroniken von Amazonia" ist der Auftakt einer spannenden Geschichte in einer magischen Welt. Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben - Murissa und Penthesilea. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Das Buch liest sich sehr flüssig und Anke Unger hat nicht an Spannung, Magie und interessanten Charakteren gespart. Sie schafft es durch ihren detaillierten und realistischen Beschreibungen, einen direkt ins Geschehen zu teleportieren.

Die beiden Protagonistinnen könnten nicht unterschiedlicher sein. Murissa ist ein armes Mädchen, das wirklich nicht viel Schönes in ihrem Leben gesehen hat. Ihre Mutter bevorzugt den neuen Mann und die Tochter muss sich auf der Straße herumtreiben und sich etwas zum Essen klauen. Ich habe viel Mitleid mit Murissa gehabt und fand ihr Schicksal furchtbar. Das Mädchen hat wirklich eine große Fantasie! Ich war oft von ihren Erzählungen fasziniert. Auf der anderen Seite fand ich es aber schade, dass die arme Murissa andauernd Lügen erzählen muss, um ihre eigene Haut zu retten. Turris ist für sie natürlich sehr aufregend und seine Mission at Murissa sehr neugierig gemacht. Natürlich stürzt sie sich ins Abenteuer, denn sie hat nichts zu verlieren und wird endlich Teil einer magischen Geschichte. Wie in ihren Fantasien! Ich war Turris stets skeptisch gegenüber und konnte ihn nicht durchschauen. Wie es mit Abenteuer im nächsten Band weitergeht, ist auf jeden Fall spannend.

Penthesilea lebt nicht auf der Straße und hat auf mich ganz am Anfang wie eine sehr kühle Person gewirkt. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie die Amazonenkönigin ist und man Autoritätspersonen etwas anders wahrnimmt als Mädchen, die auf der Straße leben. Penthesilea wurde mir aber immer sympathischer. Ja, sie mag alles haben, aber sie hat ebenfalls eine schwere Last mit sich zu tragen. Sie trägt ihrem Heer Verantwortung gegenüber und ist zu allem bereit, um zu siegen. Sie macht wirklich den Eindruck, eine sehr gute Kriegerin zu sein, die über viele verschiedenen Möglichkeiten nachdenkt und stets das Ziel vor Augen hat. Man hat aber auch eine ganz andere Seite von ihr kennengelernt. Die Seite einer liebevollen und fürsorglichen Mutter. Die Vorbereitungen für den Kriegszug empfand ich als sehr spannend. Es wurde viel geplant, viel ausprobiert und gleichzeitig hat man den Zeitdruck gemerkt, unter dem die Kriegerinnen stehen. Das Tempo war anfangs etwas langsamer und hat sich gegen Ende des Bandes gesteigert.

Das Ende kam leider etwas abrupt. Für meinen Geschmack hat etwas Kleines gefehlt, ich kann aber nicht beschreiben, was es genau war. Ich war sehr tief in der Geschichte und wurde mit dem letzten Satz einfach meinen Gedanken entrissen. Was ich aber sehr gut fand, war, dass das Ende einem die Möglichkeit gibt, über die Fortsetzung zu spekulieren. Das gefällt mir wirklich gut. Jetzt muss ich mich aber zunächst in Geduld üben, bis ich in den nächsten Band eintauchen kann. Ich freue mich schon darauf! :)