Rezension

Eine Mauer aus Traditionen

Kretisches Schweigen -

Kretisches Schweigen
von Nikos Milonás

Bewertet mit 4 Sternen

man muss sich nur anfangs etwas durchbeißen, dann wird es ein sehr spannender Fall

„Kretisches Schweigen“ ist der dritten Fall von Kommissar Michalis Charisteas, für mich war es seine erste Ermittlung und ich hatte keine Probleme mit dem Einstieg in die Reihe, da die Fälle abgeschlossen sind und mit den Rahmenhandlungen kommt man auch so gut zurecht. Bei Krimis bin ich mit der eigenen Wiedergabe des Inhalts immer vorsichtig, ich will ja nicht versehentlich einen Tipp zu viel geben und deswegen zitiere ich nur den Klappentext: „Es ist Ende Mai auf Kreta, und die Insel steht in voller Blüte. Im Süden Kretas haben sich zahlreiche Urlauber am Strand von Frangokastello eingefunden, weil sie im Morgengrauen die Drosoulites, die „Seelen des Taus“, sehen wollen. Der Legende nach erheben sich jedes Jahr Ende Mai diese Seelen für einige Minuten aus dem Sand und ziehen in riesigen Schwaden über den Strand. Doch in diesem Jahr kommen nicht die Seelen zum Vorschein: Im Sand finden sich die Skelette zweier Männer. Beide weisen Einschusslöcher auf. Also Mord? Als Michalis Charisteas seine Ermittlungen aufnimmt, erfährt er jedoch eine völlig andere Geschichte.“ Die Legende gibt es tatsächlich und auch die Touristenströme, die dieses Schauspiel beobachten möchten, auch ansonsten wird viel Lokalkolorit in diesen spannenden Fall eingebaut und die bildhaften Beschreibungen der wunderbaren Inselwelt Kretas ersetzen (fast) eine Reise dorthin. Man spürt beim Lesen einfach, dass sich der Autor Nikos Milonás auf der Insel auskennt und auch das Wesen der Leute gut erfasst und hier skizzieren kann. Die Kreter werden hier als sehr stolzes Volk beschreiben, das Einmischungen von außen nicht gerade schätzt, dementsprechend schwierig gestalten sich die Ermittlungen, denn der Titel beinhaltet nicht umsonst „Schweigen“. Unser Kommissar muss sich ganz schön durchbeißen, dadurch geraten die Ermittlungen immer wieder ins Stocken und es entstehen gewisse Längen im Erzählfluss, aber das nimmt nichts von der Spannung. Ich muss sagen, zum Glück gibt es ein Personenverzeichnis, da ich mich gerade anfangs mit den Namen etwas schwer tat, aber je weiter man liest umso vertrauter werden einen diese. Alles in allem war „Kretisches Schweigen“ ein spannender Kriminalfall, in dem ein moderner Mord mit einer alten Legende gekonnt verknüpft wird.