Rezension

Eine Mehr-Generationen-WG in einer außergewöhnlichen Zeit

The Marmalade Diaries -

The Marmalade Diaries
von Ben Aitken

Bewertet mit 4 Sternen

Ben Aitken erzählt in seinem Tagebuch davon, wie er nach Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 bei der 85-jährigen Winnie einzog. Diese war nach dem Tod ihres Mannes Henry seit Kurzem verwitwet und benötigte neben ein wenig Gesellschaft auch Unterstützung bei der Bewältigung ihrer täglichen Aufgaben in dem großen Eigenheim. Während sie es Ben anfangs nicht leicht machte, lernte er die alte Dame mit all ihren Eigenheiten allmählich kennen und lieben.

 

Der Autor berichtet in seinem autobiografischen Werk in Form von Tagebucheinträgen von seinen Erlebnissen mit Winnie. Während der gemeinsamen Zeit verhält er sich hilfsbereit und stets freundlich, während Winnie zunächst sehr barsch und unbarmherzig erscheint. Im Lauf der Geschichte lernt man sie zunehmend besser kennen und erfährt, dass sie trotz ihres hohen Alters ihre Aufgabe noch immer darin sieht, sich als Familienoberhaupt um alle zu kümmern und besonders ihren beeinträchtigten Sohn im betreuten Wohnen zu bemuttern. Hinter Winnies oft ironischen, fast sarkastischen Aussagen steckt somit eine doch liebenswürdige Frau, die es nur nie gelernt hat, ihre Gefühle, v. a. ihre Liebe für ihre Mitmenschen zum Ausdruck zu bringen.

Ben Aitken versteht es, die Ereignisse durch seinen Erzählstil sehr amüsant zu transportieren. Auch wenn mir ein wenig der Spannungsaufbau fehlte, hat mich das Buch somit gut unterhalten.

Ben Aitken zeigt auf, wie schwer der Verlust eines Menschen wiegt und wie hart uns Einsamkeit treffen kann. Er beweist außerdem, dass mehrere Generationen unter einem Dach eine gute Gemeinschaft bilden können, die füreinander sorgt und voneinander lernt. Zuletzt stellt das Buch die Frage in den Raum, weshalb es so schwer ist, Menschen, die wir lieben, zu sagen, was sie uns bedeuten. Es transportiert die Botschaft, sich öfter zu trauen, Gefühle auszusprechen.