Rezension

"Eine moderne Mosegeschichte"

Geliebt. Getäuscht. Gefunden. - Lidia Czyz

Geliebt. Getäuscht. Gefunden.
von Lidia Czyz

ein bereicherndes und berührendes Buch

"Jan hatte immer geahnt, dass es ein Familiengeheimnis geben musste. Aber worum es dabei ging, wusste er nicht. Zwei Wochen nach dem Tod seines polnischen Papas, einem Pastor, entdeckt Jan bei der Wohnungsauflösung Dokumente, die ihn völlig aus dem Gleichgewicht bringen: Er findet heraus, dass er von seinen polnischen Eltern adoptiert worden ist, dass seine Eltern Deutsche waren und er drei ältere Brüder hat. Gegen Ende des Krieges hatte seine Mutter ihn in Gleiwitz in ein Kinderheim gegeben, weil er erst einige Monate alt war und die Flucht nicht überlebt hätte. Sie wollte ihn nach Kriegsende zurückholen. Aber als der Krieg vorbei war, gehörte Gleiwitz nicht mehr zu Deutschland! Eine polnische Familie, die kinderlos war, entschloss sich, Jan zu adoptieren, weil ihnen gesagt wurde, dass er ein Waisenkind sei. Er wurde ihr Ein und Alles. Drei Jahre später meldete sich die leibliche Mutter per Brief, doch die Adoptiveltern liebten Jan so sehr, dass sie ihn um keinen Preis wieder zurückgeben wollten.
Jan, der Pastor einer freikirchlichen Gemeinde geworden  ist, erfährt das alles erst nach dem Tod seiner Adoptiveltern. Mit Hilfe eines Cousins, der in Deutschland lebt, gelingt es ihm, Kontakt zu seinen Geschwistern aufzunehmen. Die Begegnung mit ihnen ist enorm bewegend, und wie die anderen Bücher von Lidia Czyż wird auch diese deutsch-polnische Mosegeschichte mitreißend geschildert. Man will dieses Buch nicht mehr aus den Händen legen." - soweit der Klappentext.

Lidia Czyz, Jahrgang 1963, wurde als Pfarrerstochter im schlesischen Cieszyn geboren. Sie wurde Lehrerin mit Schwerpunkt Kunsterziehung. Sie ist Autorin vieler Artikel für christliche Zeitschriften und Bücher. Sie ist mit dem Pfarrer einer lutherischen Gemeinde in Wisla Malinka verheiratet und Mutter von zwei Kindern. (Quelle: Klappentext).

Das Cover zeigt einen kleinen, in die damalige gekleideten Jungen vor einer zerstörten Straße. Nur der Untertitel in hoffnungsvollem Grün bringt ein wenig Farbe auf das schwarz-weiß Foto mit dem hellgelben Titel.

Lidia Czyz beschreibt auf gut 200 Seiten Jans Lebensgeschichte, die auf wahren Tatsachen beruht. Diese Geschichte beginnt sie mit einem Prolog, der zunächst "nur" neugierig macht, der aber im Verlauf des Romans immer mehr auf das Ende hindeutet. Die Lebensgeschichte unterteilt sie in Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und Heute, wobei sie einzelne Episoden erzählt. Vor jedem Kapitel gibt es eine Zeitangabe, aus denen die Zahl der vergangenen Jahre hervorgeht. Eine Jahreszahl hätte es mir persönlich etwas leichter gemacht, alles zeitlich einzuordnen.

Adoption ist ein Thema in Jans Leben, immer wieder gibt es Hinweise, die Jan hört und sieht. Dennoch glaubt er nicht daran, er wird von seinen Adoptiveltern geliebt und diese Liebe beseitigt alle Zweifel. Nach dem Tod seiner Adoptiveltern findet er seine Familie und erfährt die nachvollziehbaren Gründe, die seine leiblichen Eltern veranlasst haben, ihn in Polen aufwachsen und leben zu lassen. Auch diese zeigen von einer tiefen Liebe der Eltern zu ihrem Sohn.

Der Schreibstil gefällt mir sehr, viel wörtliche Rede macht den Roman lebendig. Die Protagonisten werden liebevoll gezeichnet. Die Lebensgeschichte wird vor dem Hintergrund der Geschichte Polens und Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg erzählt, so dass auch hier die eine oder andere Wissenslücke geschlossen werden konnte.

Fazit: ein bereicherndes und berührendes Buch, das zu lesen ich sehr empfehle.