Rezension

Eine Orgie der Gewalt

Hades' Hangmen - AK - Tillie Cole

Hades' Hangmen - AK
von Tillie Cole

Bewertet mit 3 Sternen

Bevor ich dieses Buch begann, wusste ich eigentlich schon, dass es harte Kost werden würde. Wenn man die ersten vier Bände der Hades’ Hangmen gelesen hat, entwickelt man eine Ahnung für das Grauen, das Tillie Cole loslassen wird. Also tief Luft holen und sich auf das Schlimmste vorbereiten. Aber es kam noch schlimmer, als ich es mir ausgemalt hatte.

Diesmal geht es um AK, der seinen Spitznamen seiner Scharfschützen-Vergangenheit in der Army verdankt, und um Phebe, eine der Schwestern der Sekte. AK war mit seinem Bruder im Irak stationiert und hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen. Ihm und seiner Familie ist sehr Schlimmes passiert und er gibt sich Schuld dafür. 

Phebe ist von der Sekte an Menschenhändler verkauft worden, von denen AK und seine Hangmen-Brüder sie retten wollen. Ihr werden unaussprechliche Dinge angetan - Schläge, Hunger, Vergewaltigung und Drogen sind an der Tagesordnung.

Ich bin wahrlich kein Weichei. Eine ganze Staffel einer Zombieserie bei Netflix? Kein Problem. Sadistische Serienkiller in blutrünstigen Thrillern? Das stecke ich weg. Aber dieses Buch hat mich an meine Grenzen gebracht. Die Gewalt nimmt kein Ende und diesmal war es mir wirklich zu viel. 

Fast hatte ich das Gefühl, das Tillie Cole beim Schreiben in einen Rausch gefallen ist ohne jede Notbremse. Sie überschreitet mit ihrer Schilderung der Hölle nicht nur eine Grenze sondern gleich mehrere, da es immer wieder in diesem Buch vorkommt, dass mich Erschütterung und Entsetzen überwältigten. Hinzu kommt, dass gerade wieder die aktuellen Nachrichten voll sind mit Meldungen über Kindesmissbrauch oder Verdachtsfälle, die Prominente betreffen und man eigentlich Fiktion von Realität trennen sollte. Es ist mir persönlich nur bedingt gelungen, denn auch wenn sicher in einem Buch alles überspitzt dargestellt wird, kann ich mir doch ausmalen, was vielen Kindern und jungen Frauen tatsächlich angetan wird. 

Ich selbst befand mich bei diesem Buch in einem inneren Zwiespalt. Wie eine Gafferin bei einem schrecklichen Unfall fühlte ich mich. Man weiß eigentlich, dass man nicht zusehen bzw. weiterlesen sollte, aber man kann einfach nicht anders. Und ich werde nicht anders können, als das nächste Buch der Reihe auch zu lesen. 

Eigentlich ist es ein Kompliment an Tillie Cole, dass sie den Leser so an ein Buch binden kann. Tatsächlich tue ich mich diesmal schwer damit. Immerhin gibt es ein Licht am Ende des Tunnels sowie erleichtertes Aufatmen und reichlich Tränen meinerseits bei einem versöhnlichen Ende. 

Unter dem Eindruck meiner persönlichen Gefühle habe ich mich diesmal auch mit den Protagonisten, besonders mit Phebe, schwer getan. Zu schnell geschah der Entzug von den diversen Drogen, zu schnell die Bindung an einen Mann. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Mann sich so schnell auf sexueller Ebene auf eine Frau einlassen kann, die derart viel erleiden musste. 

Sicher gehe ich mit meiner Rezension zu wenig auf Details des Buches ein. Bitte seht es mir nach, denn auch Tage nach der Lektüre habe ich immer noch Bilder im Kopf, die mich bewegen. Kleiner Ärger am Rande: dieses Mal passt das Cover nicht zum Mann, denn immer wieder ist von AKs langen Haaren die Rede und von den Narben, die er aus dem Krieg mitgebracht hat.

Herzlichen Dank an den LYX Verlag und an NetGalley für das kostenlose Rezensionsexemplar. Man kann unschwer erkennen, dass es meine ehrliche Meinung nicht beeinflusst hat.