Rezension

Eine poetisch-melancholische Erzählung...

Geschichte einer großen Liebe -

Geschichte einer großen Liebe
von Susanna Tamaro

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine poetisch-melancholische Erzählung über eine große Liebe, die mich leider am Ende auf Distanz gehen ließ - mir wurde es einfach zu viel.

1978: Auf einer Überfahrt von Venedig nach Piräus begegnen sich Edith und Andrea; sie, die gerade Abitur gemacht hat, er, Kapitän des Schiffes. Andrea ist von Ediths rebellischer Art fasziniert. Er löst seine Verlobung. Doch Edith gibt ihm keinerlei Sicherheit, und als Andrea ihr einen Heiratsantrag macht, weist sie ihn schroff zurück. Ihre Wege trennen sich. Doch das unsichtbare Band des Lebens führt sie wieder zusammen. Jahre später begegnen sie sich erneut, zunächst verbunden durch eine innige Freundschaft, die bald in eine tiefe Liebe mündet. Eine Liebe, die unerwartetes Glück schenkt und ebenso einen traumatischen Schicksalsschlag verkraften muss. (Klappentext)

 

Ich habe mich sehr darauf gefreut, den neuen Roman von Susanna Tamaro lesen zu dürfen. Seit "Geh, wohin dein Herz dich trägt" weiß ich den feinfühligen Schreibstil der Autorin zu schätzen, wie sie mit einfachen Worten und ausdrucksstarken Bildern eine sehr intensive Stimmung zu erzeugen weiß. Das trifft auch auf dieses Buch zu, der Grundton poetisch-melancholisch.

 

"Wie dumm ich gewesen war, dich nicht um deine Telefonnummer oder deine Adresse zu bitten! Am nächsten Morgen war mir sonnenklar, dass in dem bis dahin perfekten Puzzle meines Lebens ein Teilchen fehlte. Und dieses Teilchen warst du." (S. 49)

 

Es geht um die lange Liebe zwischen Andrea und Edith, Seelenverwandte, die trotzdem ein ewiges Auf und Ab in ihrer Beziehung erfahren. Andrea ist es, der hier erzählt, abwechselnd von den Geschehnissen in der Gegenwart und der Verangenheit. Und nach einem langen Leben gibt es da viel zu erzählen, wie schon der Klappentext verrät.

Lange wird eine gewisse Spannung aufgebaut durch die Frage, weshalb Edith in der Gegenwart nicht anwesend ist. Mosaikartig schaffen Auszüge aus den vergangenen Jahren ein Bild von den Geschehnissen, Dramen, Geheimnissen im Leben der beiden Liebenden. Ganz aus der Innensicht Andreas geschildert, taucht man dabei vor allem in seine Gefühls- und Gedankenwelt ein. Edith dagegen blieb für mich bis zum Schluss nur wenig fassbar, wirkte kapriziös und wie aus der Welt geraten. Einerseits nachdenklich, hinterfragend, wahrhaftig - aber andererseits eben auch geheimniskrämerisch, einzelgängermäßig, autark.

 

"Warum habe ich dir nicht zugehört? Vielleicht, weil in der Zerstreutheit, die mich oft überkommt, unter allen möglichen Gedanken dieser nie aufgetaucht ist: dass du gehen könntest und ich als Hüter deiner Bienen hier zurückbleiben würde." (S. 11)

 

War ich anfangs noch fasziniert von der zarten, leisen, melancholischen Erzählung, flaute diese Begeisterung im letzten Drittel des Romans leider zunehmend ab. Die Melancholie dominiert die gesamte Erzählung über, das Drama erstreckt sich nicht nur auf Andrea und Edith, sondern auch auf weitere Familienmitglieder. Das war mir dann in der Summe einfach zu viel, und trotz (oder gerade wegen?) der sehr eindringlichen Schilderung der Schickalsschläge ging ich zunehmend auf Distanz zum Geschehen.

Niemand bedauert mehr als ich; dass mich die Erzählung nicht bis zum Schluss packen und berühren konnte. Aber so war es nun mal. Schade...

 

© Parden