Rezension

Eine Protagonistin, der man gerne einmal im wahren Leben begegnen würde

Tod am Strand - Kerry Greenwood

Tod am Strand
von Kerry Greenwood

Bewertet mit 4 Sternen

Phryne Fisher lebt in den 1920er Jahren in Melbourne, sie ist reich, klug, ein bisschen frivol und sehr selbstbewusst, und kann sich ein völlig eigenständiges Leben nach ihrer Façon leisten. Als eine der Blumenprinzessinnen der großen Blumenparade verschwindet, schaltet sich die als Privatdetektivin sehr erfolgreiche Miss Fisher ein.

Phryne Fisher ist mir schon länger durch die Serie „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ bekannt, die ich gerne sehe, weswegen ich auch sehr gespannt auf diesen Roman war. Er ist Teil einer Reihe, die als Vorlage für die Serie dient, erstmals erschien er 2004 im Original. Er ist nicht der erste Band der Reihe, aber offenbar der erste, der auf Deutsch erscheint. Leider hat man sich beim Buchtitel an der Serie orientiert. Warum das nicht so passend ist, wird beim Lesen des Romans deutlich. Das ist aber nur ein Äußerlichkeit, und nimmt daher keinen Einfluss auf meine Bewertung.

Anders als bei der Serie, steht die Ermittlung weniger im Vordergrund, sondern man erfährt viel „Drumherum“, über das Leben Miss Fishers, über ihre Mitbewohner und über die Blumenmädchen. Ich habe mir nach dem Lesen noch einmal die entsprechende Folge der Serie angeschaut, die, kennt man den Roman, tatsächlich enttäuscht, weil viel verloren geht. Mir persönlich gefällt es gut, dass der Roman so viel mehr als ein Kriminalroman ist, und ich würde mich freuen, wenn der Verlag weitere Bände herausbringen würde.

Phryne Fisher ist ein toller Charakter, sie lässt sich nicht auf ihre Frauenrolle reduzieren, ist mitfühlend, hilft, wo sie kann, redet aber auch Tacheles, wo es nötig ist. Dabei bedient sich sich ihrer eigenen Mittel, die auch hin und wieder etwas frivol sind, manchmal heiligt der Zweck bei ihr die Mittel. Gut gefällt mir, wie sie sich für andere, vor allem Frauen, einsetzt, seien es ihre Adoptivtöchter, ihre Gesellschafterin oder einfach solchen, die Hilfe benötigen.

Wer die Serie kennt, wird hier alle bekannten Charaktere wiederfinden, sogar noch ein paar mehr, die es leider nicht in die Serie geschafft habe – alle sind sie gut gezeichnet. Ein besonderes Highlight ist eine Elefantenkuh, ihr ist sogar der erste Satz gewidmet. Sehr schön kann man hier auch den Humor, der die Serie ausmacht, wiederfinden und auch so schöne alte Worte wie „Backfisch“ gefallen mir gut – immerhin spielt der Roman vor rund 100 Jahren.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, wer die Serie kennt, wird sich gut zurechtfinden, aber auch wer sich nicht kennt, wird sich mit Miss Fisher und den Ihren wohlfühlen, der Flair der 1920er Jahre kommt gut herüber, und die Protagonistin ist eine ganz besondere Frau, der man gerne einmal im wahren Leben begegnen würde. Ich hoffe darauf, dass auch die anderen Romane der Reihe veröffentlicht werden und empfehle diesen Roman gerne weiter.