Rezension

Eine Reise in die Düsternis und Phantastik

NORTHERN GOTHIC - Andreas Gruber

NORTHERN GOTHIC
von Andreas Gruber

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Northern Gothic" ist der erste von sechs geplanten Bänden einer Anthologie, bestehend aus 13 düsteren Geschichten, die den Leser genreübergreifend in ihren Bann ziehen.
Auf den Inhalt möchte und werde ich nicht näher eingehen, denn gerade bei Kurzgeschichten ist die Gefahr zu viel vorwegzunehmen, groß.
Es genügt, wenn ich sage, dass sich hier definitiv für jeden Geschmack etwas findet und Andreas Gruber sicher einen Nerv beim Leser treffen wird.

"Ich vermische die Genres gern, um den Leser aufs Glatteis zu führen." (Zitat)

Leseeindruck:

Mit "Northern Gothic" ist Andreas Gruber, der vielen Lesern durch seine erfolgreichen Thriller und Krimis bekannt sein dürfte, zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und wendet sich erneut dem düsteren Horror-Genre zu. Er selbst sagt, dass seine Erzählungen sowohl im Horror, Phantastik und Science Fiction-Bereich angesiedelt sind. Sämtliche Geschichten wurden neu überarbeitet, in einem Fall handelt es sich um eine Erstveröffentlichung. Allen gemein ist eine große Vielschichtigkeit und ein packender Schreibstil.

Gruber hat ein feines Gespür dafür, den Leser ganz unauffällig in den Bann seiner Geschichten zu ziehen, um ihn dann unerwartet zu schocken und nicht selten sprachlos zurückzulassen. Der Horror ist in seinen Geschichten nicht immer vordergründig oder augenscheinlich, vielmehr spielt der Autor mit all seinen Facetten. Das Ergebnis ist stimmig und es bleiben weder Tiefgang, noch Humor und Gefühl auf der Strecke.

Besonders sind Grubers persönliche, einleitende Worte vor jeder Geschichte. Er stimmt den Leser auf die jeweilige Story ein und schafft Nähe und Persönlichkeit. Ich gestehe – manchmal habe ich mich dabei ertappt, dass ich mich auf diese kleinen Vorworte fast mehr gefreut habe, als auf die Geschichte selbst, auch wenn sie ab und an die Richtung, in die der Plot gehen könnte, gewiesen haben.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass der Leser unbedingt sowohl Vor- als auch Nachwort lesen sollte. Es lohnt sich, versprochen!

Natürlich konnte mich nicht jede dieser 13 Geschichten völlig überzeugen und dennoch habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt, was dem flüssigen Schreibstil und Grubers Art zu Erzählen geschuldet sein dürfte. Er hat es stets geschafft, mir seine Figuren nahezubringen.
Meine persönlichen Favoriten sind: "Seit wann trinken Katzen Whiskey", "Ristorante Mystico" und "Northern Gothic".
Anders und deshalb einen besonderen Stellenwert für mich haben aber auch "Die scharfe Kante des Geodreiecks" (einfach genial) und "Die Schatten von Norgarth" ("Ein letzter Teller Suppe vor der Schlacht").

Abschließend bleibt zu sagen, dass ich sehr froh über die erfolgreiche Zusammenarbeit des Autors mit dem Luzifer-Verlag bin, denn dadurch wurde dem Leser ein durchweg vielseitiger und spannender Erzählband zugänglich gemacht.
Teuflisch gut!

Fazit:

"Northern Gothic" ist eine Anthologie, die durch ihre Vielschichtigkeit, einem flüssigen Schreibstil und durchweg spannender Unterhaltung glänzt.
Wer Andreas Gruber von seiner dunklen Seite kennenlernen will, der sollte sich unbedingt auf diese 13 unheimlichen und phantastischen Erzählungen einlassen. Ich habe es genossen und vergebe gern 4,5 von 5 düsteren Sternen.