Rezension

Eine schillernde Reise zur Herkunft von Halloween

Halloween
von Ray Bradbury

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Klassiker um Halloween geht es auf eine schillernde Reise, die zur Herkunft der Süßes-oder-Saures-Bräuche führt. 

„Halloween“ von Ray Bradbury ist ein spektakuläres gleichzeitig liebliches Halloween-Buch, das mit Skelettfingern den Bauch kitzelt bis man vor Amüsement Schreien mag.

Dieses Buch bietet sich aufgrund von Titel und Thema als perfekte Herbst- oder Halloween-Lektüre an. Da ich sehr gerne darüber lese und mich vor allem im Horror- und Grusel-Genre daheim fühle, hat es schon vor Jahren mein Interesse geweckt. Obwohl es eindeutig kein Horror- oder Gruselschocker, sondern ein unterhaltsames, poetisches und interessantes Werk ist.

Es spielt - wie könnte es anders sein - an Halloween. Eine Rasselbande von acht Jungen wirft sich in Schale, um den ersehnten Tag zu zelebrieren. Sie freuen sich auf übermütige Streiche, gruselige Verkleidungen und natürlich den Süßkram, den sie als Tribut fordern.

Doch ihr Freund Pipkin kränkelt. Das trifft sie hart, weil ausgerechnet dieser Junge der ausgelassenste von allen ist:

"Pipkin. Eine Ansammlung von Flinkheit, Duft und Ausstrahlung: ein Querschnitt durch alle Jungen, die je gerannt, je hingefallen, aufgestanden und weitergerannt sind." (S. 18)

Dennoch raffen sie sich auf und gehen ihren Halloween-Weg an, während der unpässliche Freund nachzukommen verspricht. Doch vor einem abgelegenen Haus werden sie vom Hausbesitzer Downground auf eine Reise entführt, die sie abseits der Gegenwart zu den Ursprüngen von Halloween führt.

Downground und Ray Bradbury peilen etliche Stationen an, um die Herkunft von Halloween zu beleuchten. Die Exkursion führt ins Alte Ägypten, zu den Hexenkulten im finsteren Mittelalter und ein Abstecher in die Katakomben von Paris ist ebenso dabei.

Zudem lässt er die acht Jungs unter die thematische Oberfläche blicken. Es geht um den Tod der Sonne, das Mysterium des Sommers und die Entdeckung des Feuers, welche uns Menschen überhaupt erst aus der bloßen Existenz befreit. 

Dabei schreibt Bradbury so, dass er interessante Details um Halloween in eine melodische Erzählung einhüllt. Die Erzählweise ist poetisch und mit feinen Finessen gespickt. Die Übergänge von einer Station zur nächsten, von einem Thema zum anderen, sind phänomenal geschrieben. Er fügt Etappe an Etappe an, wie die Noten eines melodischen Ohrwurms oder ein Wasserglas, das sich Tropfen um Tropfen in natürlicher Perfektion füllt. 

Hinzu kommen feinste Aphorismen, welche zum Verweilen und Genießen einladen, während einem der Fortgang der Geschichte weiter zerrt.

Ich hatte sehr große Freude beim Lesen und wage die Behauptung, dass Bradbury mindestens so viel Spaß beim Schreiben des Werks hatte. Trotz oder wegen des Themas um Licht und Dunkelheit, Leben und Tod und woher die Bräuche der Menschen dazu kommen, hat er mit einer entzückenden Verspieltheit erzählt, sodass es von Anfang bis Ende amüsiert. 

„Klar. Wir haben den alten Göttern, den alten Träumen und Alpträumen, den alten Ideen, die nichts mehr zu tun hatten, etwas zu tun gegeben.“ (S. 119)