Rezension

Eine schöne Liebesgeschichte, allerdings mit holprigem Sprachstil und zu plötzlichen Gefühlen

Love with Pride -

Love with Pride
von Lea Kaib

Bewertet mit 3 Sternen

Liebe hat viele Gesichter und muss nicht erklärt werden. Wenn der Titel „Love with Pride“ nicht schon als Indiz reicht, dann verrät spätestens der Klappentext, dass es sich bei diesem Buch um eine quere Liebesgeschichte handelt. Die introvertierte Stella möchte an der Universität endlich einmal über ihren Schatten springen und mehr auf andere Menschen zugehen. Daher ist ihr Traum zu einer Studentinnenverbindung dazu zu gehören. Der Zusammenhalt und die Gemeinschaft faszinieren sie einfach. Dort trifft sie auf Ellie, die so ganz anders als sie selbst ist. Ihr scheint es egal zu sein, was andere von ihr denken und sie fällt mir ihrer impulsiven Art sowie ihren blauen Haaren überall direkt auf.

Den Start in die Geschichte fand ich persönlich etwas schwierig und das lag nicht an der Handlung, sondern an dem Sprachstil. Gerade bei den ersten Kapiteln hatte ich den Eindruck, dass hier die Autorin erst noch ihren Stil finden musste. Es gab wenig wörtliche Rede und hier waren es eher Gesprächsfetzen statt richtiger Dialoge. Die Beschreibungen waren auch nicht so fließend, da viele alltägliche Aktivitäten aufgelistet wurden und dazwischen versucht wurde Details zum Charakter zu benennen, was aber nicht so ganz glaubwürdig erschien. Stella wurde beispielsweise als absoluter Bücherwurm vorgestellt, die sich nicht entscheiden kann, welche Bücher sie eigentlich mitnehmen möchte, aber im ersten Drittel der Geschichte liest sie quasi keine einzige Seite. Dafür gießt sie ständig ihre Pflanze, ohne dass sie ansonsten ein Interesse an der Natur zeigt.

Im ersten Moment ist auch ungewohnt, dass das Buch gendert. Gerade bei einer queren Geschichte ist es in jedem Fall stimmig, dass immer die richtige Anrede genutzt wird, aber für mich war dies neuartig. Ich habe bis jetzt noch nie ein Buch gesehen, dass wirklich immer von Freund*innen, Professor*innen und Co schreibt. Dabei ist mir erst einmal bewusst geworden, wie häufig wir sonst im Alltag eine geschlechtsspezifische Ausdrucksweise nutzen. Es ist schön, dass die Veränderung der Sprache langsam auch in der Literatur ankommt.

Die Darstellung des Studentenlebens und vor allem auch das Kennenlernen zwischen Stella und ihrer Zimmermitbewohnerin Sue hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte auch, wie Stella sich nach und nach etwas verändert und Freundschaften zulässt. Allerdings fand ich ihre Faszination für Ellie unglaubwürdig. Bereits nach dem ersten Aufeinandertreffen hat sie Ellie immer wieder im Kopf und hinterfragt ihre Begeisterung für diese Frau nicht. Bis zu dem Zeitpunkt scheint es, dass sich Stella nie die Frage gestellt hat, ob sie an Frauen oder Männern oder beidem interessiert ist. In meiner Vorstellung müsste da ein Charakter zunächst Zweifel, Verwirrung oder andere tiefgehende Gedanken haben. Bei Stella gibt es so ein Innenleben nicht, was ich sehr schade und unrealistisch fand.

In Summe klang das Buch zunächst besser als es schlussendlich war. Die Emotionen oder die Funken konnten ich nicht wirklich spüren. Da gibt es in meinen Augen authentischere Liebesgeschichten.