Rezension

Eine schöne Liebesgeschichte eingebettet in eine bewegte Zeit

Worte einer neuen Zeit -

Worte einer neuen Zeit
von Marion Henneberg

Bewertet mit 5 Sternen

Lene ist seit 2 Jahren verwitwet. Glücklicherweise konnte sie in ihren geliebten alten Beruf als Lehrerin zurückkehren. Ihre jüngere Schwester ist in einer unglücklichen Ehe gefangen.

Zufällig lernt Lene den Journalisten Georg Berndes kennen, als der den Polen Antek, der auswandern will, in der Pension von Lenes Freundin über seine Situation interviewt. Durch Berndes erhält Lene die Chance, Artikel für die Zeitung zu schreiben. Die beiden sind sich sympathisch. Doch eine gemeinsame Zukunft ist unmöglich, da Georg bereits mit der reichen Reederstochter Luise verlobt ist.

Der Autorin ist es auf sehr unterhaltsame Weise gelungen, die Liebesgeschichte zwischen Lene und Georg mit den historischen Gegebenheiten der damaligen Zeit zu verknüpfen. Lene ist eine starke Frau, die nach dem Tod ihres Mannes ihr Leben neu ordnen muss. Lene hatte im Gegensatz zu den meisten Frauen damals , die Chance eine gute Ausbildung zu machen. Sie liebt ihren Beruf, den sie nun als Witwe wieder ausüben kann. Verheirateten Frauen war er verwehrt. Ich war ehrlich überrascht, welchen gesellschaftlichen Zwängen Lehrerinnen damals unterworfen waren. So setzt sich Lene einem großen Risiko aus, als sie kritische Artikel zu sozialen Fragen veröffentlicht. Dass sie dazu überhaupt die Möglichkeit hat, ist für eine Frau die Ausnahme, da Journalismus eine der vielen Tätigkeiten ist, die man Frauen schlichtweg nicht zutraute.

Welche Folgen es haben kann, wenn man als Frau wirtschaftlich völlig von seinem Mann abhängig ist, zeigt Hermines Schicksal. 

Besonders interessant fand ich die Ausführungen zu der sozialen Lage der Auswanderer, die in Bremen auf ihre Weitereise mit einem Schiff von Bremerhaven aus, gewartet haben. Überrascht war ich zu lesen, dass es Agenturen in einigen Länder wie Polen gab, die die Auswanderung organisiert haben. In diesem Zusammenhang seien die interessanten Anmerkungen im Nachwort des Romans erwähnt.

Wer sich für Geschichte interessiert und dabei gut unterhalten werden will, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es erhält von mir aus diesem Grund eine überzeugte Leseempfehlung.