Rezension

Eine sehr eindringliche Geschichte

Ein Kuss ist ein ferner Stern - Alexander Rösler

Ein Kuss ist ein ferner Stern
von Alexander Rösler

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben ist unberechenbar. Weil ich immer alle Möglichkeiten denken will, verliere ich mich.
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Freya lebt in dem für sie langweiligsten Stadtteil „Blankenese“ in Hamburg. Um in die aufregenderen Viertel zu gelangen muss sie entweder, den Bus nehmen, oder was einfach anders und spannender ist, trampen. Beim trampen begegnet Freya eines Tages August. Er sitzt bereits auf der Rückbank als sie einsteigt. Der Fahrer erzählt ihr, dass der „Typ“ auch trampt aber kein Wort spricht. Vorsichtig versucht sie mit ihm ins Gespräch zu kommen aber aus seinen Antworten wird sie nicht schlau. Er benimmt sich wie jemand, der eingesperrt und bedrängt wird. Der Fahrer des Wagens kann mit dieser Situation nicht umgehen und wirft August raus. Freya ist neugierig und folgt ihm. Wer jetzt an eine einfache Liebesgeschichte denkt ist auf dem Holzweg.
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Die Geschichte handelt von August, einem besonderem Menschen, der einfach anders ist, und der Liebe die große Hürden überwinden muss. Für August sind Berührungen wie eine Kröte auf der Haut und sie ängstigen ihn. Mimik und Gestik seiner Mitmenschen kann er nicht lesen. Sogar die einfachsten Redewendungen versteht er nicht, löst dafür aber die unmöglichsten Matheaufgaben. Für ihn werden Gespräche und Menschenansammlungen zu einer Gefahr, die Gefahr zu „schmelzen“. Es ist dann wie eine Reizüberflutung und er bekommt epileptische Anfälle. Zahlen und Regeln beruhigen ihn. Er liebt und lebt die Musik und spielt Kontrabass in einer Band. Die Begegnung mit Freya wird zu etwas ganz neuem, denn er interessiert sich für sie. Sonst lebt er introvertierter, denn das ist für ihn sicherer. Freya könnte man als einen pubertierenden und gelangweilten Teenager bezeichnen. Sie lebt in einem schönen Haus mit ihrem Vater Klaus und ihrer älteren Schwester Hilda. Sie hat Freiheiten, die sich andere Teenager wünschen würden, denn ihr Vater Klaus ist beruflich sehr beschäftig und fast immer unterwegs. Freya ist ein sehr neugieriger und liebenswerter Charakter.
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Der Autor schreibt aus mehreren Perspektiven. Eine Erzählerfunktion hat Rudi, der Freund und "Kümmerer" von August. Sie spielen zusammen in der Band. Er ist wirklich interessiert an August, ihn zu verstehen und aus seinem „Schneckenhaus“ hervor zu locken.Rudi verbindet alle Perspektiven zu einem Ganzen.
Der Autor hat einen wunderschönen, jugendlichen Schreibstil und versteht es den Leser sofort für seine Geschichte zu interessieren….ihn neugierig auf August zu machen. Man möchte die Welt rund um August kennenlernen und von ihm lernen. Positiv finde ich auch den ungezwungenen Umgang des Autors mit August, denn der Leser erlebt neben tragischen, auch lustige und wunderschöne Momente mit ihm.
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Mich hat dieses Buch wirklich begeistert und ich werde es jedem empfehlen.