Rezension

Eine Serie, die heraussticht

Nevernight - Die Rache - Jay Kristoff

Nevernight - Die Rache
von Jay Kristoff

Jay Kristoff gelingt auch in diesem dritten und letzten Band von Nevernight das Kunststück, mich mit seiner Heldin Mia mitfiebern zu lassen, obwohl ich sie und ihre Handlungen zum Teil fragwürdig finde. Eigentlich wird immer klarer, wie sinnlos Mias Rache an Scaeva ist und welchen hohen Preis andere dafür entrichten müssen. Zudem gibt es auch nur zwei Charaktere, die mir wirklich sympathisch sind: Tric und der katzenförmige Dämon Herr Freundlich. Trotzdem habe ich mit Mia und ihren Freunden bis zum Schluss mitgefiebert, auch wenn ich mir zum Teil einen anderen Ausgang gewünscht hätte. Besonders störte mich, dass Ashlinn, Trics Mörderin, eine immer größere Rolle einnahm.

Im letzten Band nimmt die Erzählung wahrhaft kosmische Ausmaße an. Wir erfahren nicht nur mehr über Mias Herkunft, sondern auch über die dunkelinn an sich. Die Geschichte bleibt durchgehend spannend und innovativ, immer wieder gewürzt mit den zum Teil selbstironischen bekannten Fußnoten. Nevernight taucht sogar in Anlehung an "Die unendliche Geschichte" als Buch im Buch auf. Der Autor ist halt ein Mann, räumt Jay Kristoff ein, und angesichts der Fülle lesbischen Sexes war mir dieser Gedanke tatsächlich auch schon gekommen:-) Da Mias Gladiatorengkumpane weiterhin eine erhebliche Rolle spielen, wird nicht mit sehr drastischer bis ordinärer Ausdrucksweise gespart, was zwar zu den Charakteren passt, ich aber nicht hätte haben müssen.

Nun sind das ja doch eine Reihe kleiner Kritikpunkte. Warum trotzdem ehrliche fünf Sterne? Weil die Serie einfach heraussticht aus viel zu vielen Fantasygeschichten, bei denen man meint, sie so oder ähnlich schon gelesen zu haben und bei denen einen die blassen Charaktere kalt lassen. Von alldem ist Jay Kristoff meilenweit entfernt, so dass ich wohl unbesehen weitere Romane von ihm kaufen würde, vor allem wenn er erneut eine so überzeugende, düstere Atmosphäre schaffen sollte.