Rezension

Eine spannende Schnitzeljagd durch Münsters Museen mit viel Lokalkolorit, die Leser/innen lange Zeit zum Mitgrübeln anregt. Lesenswert.

Rotkehlchen - Todkehlchen - Ursula Meyer

Rotkehlchen - Todkehlchen
von Ursula Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Münsters dunkle Seite

Bei „Rotkehlchen – Todkehlchen. Ein Medaillon vom Prinzipalmarkt“ handelt es sich um den zehnten Fall für Sieglinde Züricher und einen Münsterkrimi von Ursula Meyer. Er ist 2018 bei Waxmann erschienen und umfasst 286 Seiten.

Zwei junge Frauen werden in ihren Wohnungen tot aufgefunden - mithilfe einer Kette mit Rotkehlchen-Anhänger erdrosselt. Schon bald entdecken Sieglinde Züricher und ihre Team, dass es zwischen den beiden Verbindungen gibt, die in ihre gemeinsame Vergangenheit führen. Als die Ermittelnden dann auch noch auf ein Internetquiz stoßen, das sie durch Münsters Museen führt, und die Kollegin Cornelia entführt wird, merken sie, dass hier ein perfides Spiel getrieben wird.

Die Handlung beginnt gleich spannend mit dem Einbruch in Walter Eibenbrincks Juweliergeschäft. Später stellt sich heraus, dass dort gestohlene Rotkehlchen-Anhänger zum Mord an zwei völlig unterschiedlichen Frauen benutzt wurden.  Zwar stellen Ermittler/innen und Leser/innen rasch fest, dass es zwischen den Toten einen Zusammenhang gibt, der weit in die Kindheit zurück führt, aber dennoch gelingt es der Autorin, die Leser/innen über weite Strecken des Romans über die wahren Hintergründe im Unklaren zu lassen. Dieses animiert dazu, sich während des Lesens immer wieder über dieselben den Kopf zu zerbrechen, und wirkliche Hinweise gibt es erst im letzten Viertel des Buches. Das Ende an sich erscheint zwar logisch, doch auch leider ein bisschen konstruiert.

Das Herzstück des Krimis stellt eine Schnitzeljagd durch Münsteraner Museen dar, die zum einen viel Wissenswertes über diese Stadt vermittelt, auf der anderen Seite aber durch kryptische Botschaften auch Rätselfreunde in ihrem Element sein lässt.

Ursula Meyer führt eine ganze Reihe an Protagonisten an, was dem Leser schon einiges an Konzentration abverlangt. Durch gewollte Namenwechsel kommt es vor allem gegen Ende immer wieder zu Irritationen und Verwechslungen, doch tut dieses dem Lesespaß keinen Abbruch, wenn man „am Ball bleibt“. Die einzelnen Charaktere sind detailliert und liebevoll gezeichnet und haben auch alle ihre liebenswerte Seite. Da es sich um eine Krimireihe handelt, erhalten die Leser/innen teils recht ausführliche Einblicke in das Privatleben vor allem der Hauptermittlerin Sieglinde Züricher und ihrer Familie. Interessant bei den Münsteraner/innen in diesem Krimi ist, dass sie sich alle irgendwie und irgendwoher zu kennen scheinen, was für die Provinzhauptstadt des Münsterlandes, genau wie für das Münsterland an sich, typisch ist.

Die Autorin verwendet einen Stil, der aufgrund seiner teils langen und verschachtelten Sätze und eingehender Beschreibungen auch beim Lesen selbst Konzentration erfordert und das Erzählte teilweise etwas langatmig erscheinen lässt. Hat man sich jedoch einmal in ihren Stil eingelesen, lässt sich der Roman flüssig lesen. Hier und da entdeckt man sogar hintergründig humoristische Elemente und typische Münsteraner Ausdrücke. Auf brutale und voyeuristische Beschreibungen wird verzichtet, was der Spannung allerdings keinen Abbruch tut – genau im Gegenteil.

Mir selbst hat das Lesen sehr gut gefallen, es handelt sich bei „Rotkehlchen – Totkehlchen“ allerdings um keinen Kriminalroman, den man mal eben flott im Nebenbei konsumieren kann. Dennoch wird er Freund/innen dieses Genres und der Stadt Münster ein paar fesselnde Lesestunden bereiten.  Von mir gibt es jedenfalls eine klare Leseempfehlung.