Rezension

Eine Stadt, zwei Welten ...

Tiefenwelt - Theresa Sperling

Tiefenwelt
von Theresa Sperling

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der 16-jährige Lenyo wächst in der Nordstadt auf. Hier kämpfen die Menschen in einer Welt voller Armut, Krankheit und Unterdrückung um ihr Leben. Doch Lenyo reicht es und so flieht der Junge in die Tiefenwelt, bereit gegen die Regierung zu kämpfen und die Machthaber zu stürzen. Dabei ahnt er nicht, dass er mit seiner Gabe schon bald eine wichtige Waffe der Unterweltler ist und letztendlich doch alles anders kommt, als geplant.  

Die Autorin hat einen angenehmen, flüssigen Schreibstil, sodass ich dem Geschehenen schnell folgen konnte. Man merkt sofort, dass jemand mit literarischen Erfahrungen am Werk war. Die bildlichen Darstellung vertiefen die Geschichte und machen Lust auf mehr.

Die Idee von "Tiefenwelt" hat mir gut gefallen, dennoch gab es für mich innerhalb der Handlung einige Ungereimtheiten und Verwirrungen. Diese sind zum größten Teil auf die unterschiedlichen Erzählperspektiven zurück zu führen. Eigentlich gut gedacht, aus den Augen verschiedener Charaktere zu berichten. So erhält die Geschichte mehr Komplexität und gewinnt an Lockerheit. Jedoch entstanden dadurch leider manchmal oberflächliche, ja fast "abgehackte" Szenen, sodass es mir schwer fiel, diese ins Gesamtgeschehen einzuordnen und zu deuten. Bis zum Schluss blieben daher viele Fragen offen. 

Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Mit dieser Art der Auflösung hatte ich nicht gerechnet und anders als andere Leser es bewerten, ist ein Plot-Twist meiner Meinung nach genau das richtige Ende für diese Geschichte. Dadurch erhält sie einen ganz eigenen Charakter und auch der Titel "Tiefenwelt" erhält plötzlich eine viel tiefgründigere Bedeutung. Die Aufklärung hätte für meinen Geschmack jedoch ruhig noch etwas ausführlicher dargestellt werden dürfen. Es haben sich hier in jedem Fall viele meiner Fragen in kürzester Zeit beantwortet und auch die Zufälle, die mir im Laufe der Geschichte manchmal doch sehr konstruiert vorkamen, machten plötzlich einen Sinn.

Die Charaktere fand ich überwiegend gut gewählt, aber: Ich hätte mir gewünscht, dass die Stärken und Schwächen der einzelnen Personen noch differenzierter herausgekommen wären. Beispielsweise die Kämpfer aus der Unterwelt wirkten mir so im einzelnen zu blass. Es wäre schön gewesen, wenn die Fähigkeiten und die Willensstärken der einzelnen Charaktere noch deutlicher beschrieben worden wären - denn das Potential war auf jeden Fall vorhanden. Lenyo wirkt im Übrigen noch sehr jung, vielleicht sogar noch etwas jünger als 16. Ich empfehle das Buch also eher jüngeren Lesern, um sich besser mit dem Protagonisten zu identifizieren.

Fazit: Alles in allem ein gutes, solides Werk der Autorin. "Tiefenwelt" ist eine durchaus gelungenes Jugendbuch, welches vor allem jüngeren Lesern einige schöne Lesestunden bescheren kann. Ich vergebe 3,5 Sterne.  

 

Ich danke der Autorin Theresa Sperling für den netten Kontakt und das persönliche Rezensionsexemplar.