Rezension

Eine Story, die sehr spannend ist und nachdenklich stimmt

Who's to blame - Direkt, brutal, realitätsnah: ein spannender Jugendthriller über ein brandaktuelles Thema -

Who's to blame - Direkt, brutal, realitätsnah: ein spannender Jugendthriller über ein brandaktuelles Thema
von Silke Heimes

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Buch geht es um eine spezielle Art von "Amoklauf" an einem Gymnasium, denn nicht ein Schüler ist Täter sondern der Deutsch-LK- Lehrer nimmt die Teilnehmer seines Kurses als Geiseln im Klassenzimmer und bedroht sie mit einer Waffe. Von Amokläufen an Schulen habe ich in der Presse schon häufiger gehört oder gelesen, was mir Sorge bereitet. In diesem Fall ist nun der Lehrer der Täter bzw. auch Opfer. Die Autorin Silke Heimes lässt mich einerseits in die Welt im Klassenzimmer eintauchen, in dem sie den Fokus abwechseln auf einzelne Schüler legt und mich an ihren Gedanken, Gefühlen und Beschreibungen des Geschehens aus deren Sicht teilhaben lässt. Zu 'Beginn des Kapitels wird mit Uhrzeit, Ort und Name der Person mir stets gezeigt, wo ich bin im Klassenraum oder außerhalb, denn hier befinden sich im Laufe der Zeit andere Personen u.a. die Polizei ein und auch aus deren Sicht wird diese Situation geschildert. Zudem gibt es zu Beginn einen Sitzplan, der als Bild immer wieder vorangestellt wird, wenn sich die Situation im Raum ändert. Mir gefällt insgesamt die optische Gestaltung des Buches , sei es durch unterschiedliches Schriftbild und -größe sowie des Raumplanes oder Darstellung der Überschrift. Die kurzen Kapitel unterstreichen die Dramatik des Geschehens.

Anders als ich erwartet habe, ist der Lehrer Moritz Brandl keine unsympathische Figur, ebenso wenig wie irgendeiner aus der Schülerschaft. Der Lehrer möchte Gerechigkeit und wissen, wer hinter dem steckt, was ihn in eine Krise gestürzt hat. Durch Fragen, die er als Spielrunden gestaltet, will er diejenigen "aussieben", die er gehen lassen will. Die Fragen bzw. Antworten haben es in sich und offenbaren viel Privates auf beiden Seiten. Ich lerne die Menschen hinter den Namen kennen. Mehr möchte ich zum Fortgang der Geschichte nicht verraten, jedoch es tun sich Abgründe auf. Das Besondere an der Geschichte ist jedoch auf jeden Fall die Gemeinschaft, die innerhalb des Kurses der zusammengewürfelten Menschen entsteht.

Es handelt sich um einen Roman für Jugendliche ab 14 Jahre, doch möchte ich den Roman/Thriller insbesondere den Erwachsenen ans Herz legen, die mit Kindern und Jugendlichen privat oder beruflich zu tun haben. Die Frage, die sich für mich am Ende stellt, was können wir als Gesellschaft bzw. als einzelne Person tun, damit weder Schüler noch Lehrer eine Waffe zücken, weil sie meinen sich in ausweglosen Situationen zu befinden. Wie verhalten wir uns deeskalierend?

Der Autorin ist es sehr wichtig gewesen ganz unterschiedliche Menschen sowie ihre Probleme oder ihren Alltag darzustellen und für Verständnis aller zu werben, was ihr gut gelungen ist. Gendergerechte Sprache ist ihr ein besonderes Anliegen, was sie mir an einigen Stellen zu " intensiv" umgesetzt hat. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt von mir ist, dass die Story aufgrund vieler Themen (Krankheiten, Alkoholsucht, Misshandlung, Identitätsfindung, Trauer, sexuelle Orientierung, Suizid.....) manchmal überfrachtet auf mich wirkt.

Trotz meiner Kritikpunkte ist der Roman/Thriller für mich absolut herausragend und er sollte nicht alleine gelesen werden sondern unbedingt in Schulen/Elternhäusern etc. besprochen werden, denn alleingelassen sollte mit den Problematiken keiner.

Fünf Sterne!